Zur Erinnerung an Paul Gerhardt

Praxisorientierte Hinweise, um barocken Liederdichter zu gedenken

Für die evangelische Kirche wird das Jahr 2007 durch die Erinnerung an den wohl bekanntesten Liederdichter des Evangelischen Gesangbuchs geprägt sein: Paul Gerhardt wurde am 12. März 1607 in Gräfenhainichen geboren. Die Erinnerung an den Dichter des Passionslieds „O Haupt voll Blut und Wunden“ oder des Adventslieds „Wie soll ich dich empfangen“, wird nicht nur in zentralen Gedenkveranstaltungen, sondern auch in vielen Gemeinden gefeiert werden. Gerhardt strahlt in seinen Liedern eine heutzutage noch spürbare Zuversicht aus, obwohl sein Leben vom 30-jährigen Krieg geprägt war. Zur Vorbereitung , wie an Paul Gerhardt zu erinnern sei, widmet die Arbeitsstelle Gottesdienst die in dieser Woche erscheinende Ausgabe ihrer Zeitschrift dem Liederdichter des 17. Jahrhunderts.

Der Titel des Heftes „Mein Sprachgesell“, eine Wendung aus dem Passionslied „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“ aufnehmend, weist auf die sprachschöpferische Potenz des Dichters hin, mit der er seinem barocken theologischen Universum ans Licht und ins Gedächtnis der Menschheit verholfen hat. Wie ein produktives Erinnern aussehen kann, skizziert in dem Heft Andreas Marti in seinem Essay „Warum Gerhardts gedenken?“ Die biografischen Betrachtungen Christian Bunners machen Brüche in Gerhardts Biographie, deutlich, aber auch, was als Art roter Faden gelten kann: Seine Zuversicht, dass Gott das, was Fragment geblieben ist, zu einem Ganzen zusammenfügen wird. Von Elke Axmacher wird der hauptsächlich als Liederdichter bekannt gewordene Paul Gerhardt als Prediger vorgestellt. Britta Martini kommt einer Form der existenziellen Lektüre bei Gerhardt auf die Spur, die – trotz seiner befremdlichen Christologie etwa – zum Nachdenken über den Glauben verlocken kann. Erinnerungen und Einfälle zu Paul Gerhardt von Margot Käßmann, Petra Bahr, Henning Scherf und Roland Baar lassen erkennen, wie stark sich Gerhardt mit Kindheit und Kindern verbindet. Die Lyrikerin Ulla Hahn entdeckt in ihrer Interpretation von „Nun ruhen alle Wälder“, wie „Kirchenlehre zur lebendigen Erfahrung wird“. Harald Schröter-Wittke stellt Variationen von „O Haupt voll Blut und Wunden“ in Vor-, Spät- und Postmoderne vor. Dass Gerhardts Name im evangelischen Schulleben heute nicht nur Schall und Rauch ist, zeigen Thomas Rheindorfs Erkundungen. Wolfgang Teichmann und Bernhard Leube geben Anregungen zur musikalischen Erinnerung und damit zu einer lebendigen Singpraxis der Gemeinde. Die Andacht von Vicco von Bülow geht dem Religiösen in der Lyrik Robert Gernhardts nach und erinnert dabei auch an Gerhardt. Unter „Garten – jenseits und diesseits“ sind Radiospots von Daniela Brandes und Daniel Ruf zusammengestellt.

Die dem Heft beiliegende Mini-CD öffnet eine weitere Erinnerung: Über Otto Sanders Rezitation und die Interpretation der Choräle durch die Leipziger Thomaner und den Organisten Torsten Laux sind Ausschnitte aus einer neuen CD der „Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland“ (KIBA) zu hören

Hannover, 05. Dezember 2006

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Hinweis:

Das Heft „Mein Sprachgesell. Paul Gerhardt“ kann bezogen werden bei: Gemeinsame Arbeitsstelle für gottesdienstliche Fragen der EKD, Herrenhäuser Str. 12, 30419 Hannover; Email: gottesdienst@ekd.de; Fax: 0511 2796-722. Es ist kostenlos, jedoch wird um einen Druckkostenbeitrag in Höhe von 4,50 Euro pro Heft gebeten.