Ansprache zur Einführung von Pfarrer Dr. Wolfgang Neuser als Generalsekretär des CVJM in Kassel-Wilhelmshöhe

Wolfgang Huber

Lieber Bruder Neuser, liebe Schwestern und Brüder!

als Sie, lieber Bruder Neuser, gerade eben zum neuen Generalsekretär des CVJM gewählt, nach Ihren persönlichen Prioritäten gefragt wurden, antworteten Sie mit einer klaren und sehr persönlichen Trias: An erster Stelle steht die Beziehung zu Gott; sie ist fundamental für meine Lebens- und Arbeitsgestaltung. An zweiter Stelle steht die Beziehung zu meiner Frau. Erst dann kommt die Arbeit. Nur wenn die ersten beiden Beziehungen gesund sind, kann ich effizient arbeiten.

Ich kann Sie zu dieser Trias meiner vollen persönlichen Sympathie versichern. In dieser Sympathie spreche ich Ihnen heute das Wort zu, das Sie als Monatsspruch während der drei ersten Wochen in Ihrem neuen Amt bereits begleitet hat und das an das Fundament unseres Lebens rührt: Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht. So heißt dieses Wort aus Psalm 62 in Martin Luthers Übersetzung.

Gott ist unsere Zuversicht! Es gibt wohl kein hoffnungsvolleres Bekenntnis für unser ganzes Leben. Keinen wichtigeren Zuspruch am Beginn einer neuen Leitungsaufgabe kann es geben als diesen. Was einem selbst bei einem solchen Beginn von wohlmeinenden Gratulanten alles zugetraut und zugemutet wird! Dagegen steht das eindeutige Vorzeichen vor der Klammer: Gott ist unsere Zuversicht; daraus speist sich die Hoffnung auf Gelingen.

In der Kirche Jesu Christi vollzieht sich alle Leitung durch das Wort, das einlädt und ermutigt, das zurechtbringt und erneuert, das Zuversicht schenkt. Es weist die Nöte des Herzens genauso an Gott wie die Freuden des Lebens. Es stellt das Beten und Arbeiten, das Sorgen und Hoffen, alles Handeln in den weiten Horizont dieser göttlichen Zusage.

Das Wort aus Psalm 62 schaut nicht auf den Einzelnen. Es hat die Gemeinschaft im Blick. Es richtet sich an die Gemeinschaft derer, die ihre Hoffnung auf Gott setzen. Die Einheitsübersetzung übersetzt deshalb: Vertrau ihm, Volk Gottes!

Die Übernahme von Leitungsverantwortung in der Kirche ist immer an die Gemeinschaft der Gläubigen gewiesen. Sie kann einsame Entscheidungen mit sich bringen, die man im Herzen vor Gott klären und durchstehen muss. Aber Menschen in kirchlicher Leitungsverantwortung sind, recht betrachtet, niemals einsame Leute; sie wissen sich getragen durch das Gebet der Gemeinde. Falls Ihnen jemand sagt, Sie kämen nun in ein einsames Amt, dann glauben Sie es nicht: Die Treue Gottes ist bei Ihnen und das Gebet der Menschen.

Wer Gott lobt, bekommt auch einen Blick für die Gaben, die Gott einem Menschen anvertraut. Ihre Gaben zeigen sich schon an dem Weg, den Sie gegangen sind. Sie sind ein gelernter Industriekaufmann und ein studierter Theologe dazu. Sie waren Gemeindepfarrer, wurden zum Doktor der Philosophie promoviert und haben an der Akademie für Unternehmensführung den Master of Business Administration erworben. Seit 1991 haben Sie als Direktor das CVJM-Kolleg hier in Kassel geprägt. Das ist ohne Zweifel ein idealer Ort, um derart weitgespannte Qualifikationen einzusetzen und das Leben aus Glauben mit planvoller Lehre zu verbinden.

Nun treten Sie in die herausgehobene Leitungsverantwortung für den CVJM ein, der in Deutschland und weltweit mit jungen Menschen arbeitet. Sie übernehmen damit eine Gesamtverantwortung für die Weite der vielfältigen Aktivitäten junger Leute, die doch klar auf den Glauben an Gott und ein Leben mit Christus ausgerichtet sind. Kann es etwas Wichtigeres geben? Die Arbeit mit jungen Menschen ist elementar für Kirche wie Gesellschaft. Ohne uns sieht eure Kirche alt aus! Diese schlichte Wahrheit können nicht einmal diejenigen bestreiten, die von sich behaupten, sie seien viel jünger, als sie aussehen. Kinder und Jugendliche verkörpern die Zukunft unserer Kirche wie unserer Gesellschaft. Die Arbeit mit ihnen ist Freude und Schlüsselaufgabe zugleich. Dass der CVJM als einer der wichtigen Zweige evangelisch geprägter christlicher Jugendarbeit daran Anteil hat, ist ein Grund zur großen Dankbarkeit. In all ihren Zweigen möchte man dieser Jugendarbeit wünschen, dass sie weiter an Intensität und Resonanz gewinnt. Das ist es, was wir heute brauchen: um der Jugendlichen wie um der Kirche willen.

Die vielen Hauptamtlichen und die ungezählten Ehrenamtlichen im CVJM wollen begleitet und fortgebildet, ermutigt und orientiert werden. Eine derartige Arbeit wird von einer Gemeinschaft getragen. Doch die einzelnen bringen ihre Gaben, ihre Charismen und ihren Glauben ein. Und das wirkt auch weit über die Grenzen des CVJM hinaus. Das war bei Ihrem Vorgänger Ulrich Parzany vor allem dank seiner evangelistischen Verkündigung und seiner packenden Reden so. Für Sie steht ein weiter Raum offen, um Ihre eigenen Schwerpunkte zu setzen und dabei die Kenntnisse und persönlichen Erfahrungen aus ihrer bisherigen Arbeit einzubringen. Die Evangelische Kirche in Deutschland und ihre Gliedkirchen, alle Jungen und jung Gebliebenen, freuen sich auf Sie.

Denn es ist ein Dienst an unserer Kirche im Ganzen, wenn jungen Menschen dabei geholfen wird, dass sie als Kinder Gottes leben, vor ihm ihr Herz ausschütten und bei ihm Zuversicht finden. So werden sie Träger der Zuversicht, die jedem einzelnen, unseren Gemeinden und unserem Land so gut tut.

Gott ist unsere Zuversicht! Möge Sie, lieber Bruder Neuser, diese Gewissheit tragen in den drei Bezügen, auf die es Ihnen ankommt: in Ihrer Arbeit, in der Gemeinschaft mit Ihrer Frau und Ihren beiden Töchtern, in Ihrer Beziehung zu Gott. Hoffe auf ihn allezeit, lieber Bruder, schütte dein Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht.

Amen.