Ansprache im Gottesdienst zur Einführung des neuen EKD-Auslandsbischofs

Wolfgang Huber

Karl-Martin Schindehütte zur Einführung in das Amt des Auslandsbischofs der EKD

Aller Anfang ist schwer – sagt der Volksmund. Er meint damit das Ungewohnte, Unvertraute, Unübersichtliche jedes Anfangs. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – sagt der Dichter. Er meint, dass unser Leben lebendig wird und bleibt, sofern uns die Gnade des Anfangs widerfährt. Wir dürfen immer wieder mit dem Anfang anfangen – sagt der Theologe. Er erklärt die Anfänglichkeit zu einem Grundzug der christlichen Existenz, von der ein anderer Theologe sagt, sie sei dadurch geprägt, dass wir immer wieder in die Taufe zurückkriechen, diesen Anfang aller Anfänge.

In diesem Horizont wird Ihnen, lieber Bruder Schindehütte, nicht ein schwerer Anfang abverlangt. Sondern mit Ihnen erleben wir ein Gleichnis für die Anfänglichkeit unserer christlichen Existenz. Und wir stellen diesen Anfang miteinander unter ein Wort des Apostels Paulus. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Zerbrechlich sind die irdenen Gefäße, mit unserem eigenen Leib angefangen. Immer wieder wird uns das vor Augen geführt. Wir schließen heute alle Kranken, insbesondere die Landesbischöfin, in unsere Fürbitte ein in der gewissen Hoffnung, diesen Schatz wirklich und wahrhaftig zu haben.

Um welchen Schatz geht es? Paulus sagt es unmittelbar davor: Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Wenn man Ihnen, lieber Bruder Schindehütte, an diesen Tagen des Anfangs ins Gesicht schaut, dann ist es so, als würde der helle Schein aus Ihnen strahlen, so fröhlich gehen Sie auf die neue Etappe Ihres Dienstes zu. Sie bringen einen Erfahrungsschatz mit, der in zwölf Jahren im Gemeindepfarramt, in Zeiten als Studienleiter der Evangelischen Akademie Hofgeismar und als Referent für die Arbeit mit Ausländern und ethnischen Minderheiten hier im Kirchenamt der EKD, in der Leitung einer diakonischen Einrichtung in Ihrer kurhessischen Heimatkirche und schließlich als geistlicher Vizepräsident in der hannoverschen Landeskirche gewachsen ist. Aus einer unierten Kirche stammend haben Sie auch in einer lutherischen Landeskirche wie in der Gemeinschaft der VELKD Leitungserfahrung gesammelt. Das wird Ihnen und uns zu Gute kommen, wenn zu Ihrem Hauptamt noch die Verantwortung für die Amtsstelle der Union Evangelischer Kirchen in der EKD hinzutreten wird.

Auf einem solchen Weg lernt man zur Genüge, dass auch unsere kirchlichen Strukturen und Institutionen irdene Gefäße sind. Ziemlich oft kommt es vor, dass sie von sich aus keinen besonderen Glanz entfalten; und es kann auch gründlich misslingen, wenn wir sie mit unseren eigenen Mitteln und Möglichkeiten zu polieren versuchen. Es kommt darauf an, dass wir dem Glanz Gottes, der Schönheit des Evangeliums, der Freude des Glaubens in ihnen Raum geben; dann entfaltet sich der helle Schein, den wir Gott allein verdanken, wie auch die Kraft von Gott ist, mit der wir diesem hellen Schein zu dienen suchen.

Ihr beruflicher Weg in unserer Kirche hat in einem gewissen Sinn mit Paul Gerhardt begonnen – waren Sie doch Vikar in der Paul-Gerhardt-Gemeinde in Kassel. Unmittelbar vor einem Paul-Gerhardt-Jahr freut mich das besonders. So soll ein Segenswort Paul Gerhardts Sie in Ihr neues Amt geleiten: Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil, dein Glanz und Freudenlicht, dein Schirm und Schild, dein Hilf und Heil, schafft Rat und lässt dich nicht.

Amen.