"Ausgezeichnet! - 5 Jahre ARBEIT PLUS" - Mit den Pfunden wuchern

Bischof Huber bei der Vergabeveranstaltung Arbeit Plus 2004 in der französischen Friedrichstadtkirche zu Berlin

„Wer da hat, dem wird gegeben“ - Dieser bekannte Satz zählt zu den harten Worten aus der Bibel. Aber trotzdem passt er zu ARBEIT PLUS: Denn wir als evangelische Kirche zeichnen Unternehmen aus, die gute Personalpolitik machen. Und wir sehen dabei, dass diese Firmen sich damit selbst belohnen: mit motivierten Mitarbeitenden, einer erhöhten Produktivität, einem guten Betriebsklima. „wer da hat, dem wird gegeben“ - So zeichnen wir trotzdem diese Unternehmen aus. Denn es ist noch nicht bekannt genug, dass eine menschengerechte Arbeitswelt kein Widerspruch zu einem erfolgreichen Unternehmen ist, sondern seine Voraussetzung. Wer in seine Mitarbeiter investiert, legt einen Grundstein zu langfristigem wirtschaftlichen Erfolg.

Das wollen wir als evangelische Kirche ausdrücklich loben. Wir zeigen den ausgezeichneten Unternehmen: Ihr seid uns wichtig, ihr seid in dieser Frage Weggefährten hin zu einer gerechteren Welt. Und wir zeigen der Öffentlichkeit: Es gibt Firmen, die in dieser schwierigen wirtschaftlichen Zeiten Erfolg haben. Und zwar durch innovative Ideen und durch das Bemühen um die Menschen. Andauernder wirtschaftlicher Erfolg gründet nicht in Personalabbau, sondern in der Mitarbeiterpflege. Und natürlich wollen wir andere Firmen zur Nachahmung anspornen.

Als Kirche äußern wir ja oft kritisch zu wirtschaftlichen Fragen. Das zählen wir zu unseren Aufgaben und das bleibt auch so. Aber an dieser Stelle wollen wir ganz ausdrücklich loben und tun dies gerne. Und bekunden: Wir wollen einen wirtschaftsethischen, einen beschäftigungspolitischen Dialog mit Unternehmen führen. In fünf Jahren ARBEIT PLUS haben wir viele Rückmeldungen bekommen, dass schon die Zeit, in denen die Untersuchungen für ARBEIT PLUS durchgeführt werden, eine wichtige ist. Denn ganz konzentriert stehen dann auf den verschiedenen Ebenen der Firmen Fragen auf der Tagesordnung, die weiter bringen: Wie können wir die Frauenförderung verbessern? Stimmt unser Unternehmensleitbild? Wäre es nicht sinnvoll, mehr Schwerbehinderte einzustellen?

Und die Ergebnisse von ARBEIT PLUS geben dann ein Bild davon, wo Sie mit Ihrem Unternehmen im beschäftigungspolitischen Kontext ihrer Branche stehen.

Gerne haben wir von einer Firma gehört, die ihre ARBEIT PLUS-Urkunde im Warteraum für Eingeladene zu Bewerbungsgesprächen aufgehängt hatte. Eine neue Kollegin hat sich mit deshalb entschlossen, in diesem Unternehmen eine Stelle anzunehmen. Weil dies ein Zeichen für sie war: Dieser Firma sind ihre Mitarbeitenden wichtig.

„Wer da hat, dem wird gegeben“- Wenn dieses Bibelwort zitiert wird, ist sein Zusammenhang nicht immer bekannt. Es ist aus dem Gleichnis Jesu von den anvertrauten Pfunden. Drei Menschen wird die gleiche Geldsumme gegeben, um damit über einen längeren Zeitraum zu handeln. Und zwei davon haben damit verschieden hohe Beträge erwirtschaftet, aber der dritte hat alles in einem Tuch verwahrt. Nichts ist geschehen mit den anvertrauten Pfunden, die Chancen, auch die Risiken sind ungenutzt geblieben, kurz das Leben damit ist vertan worden. Keine Mühe wurde auf die Güter verwandt. Hätte die Arbeit damit sie verzehrt – das wäre nicht schlimm gewesen. Aber solche Wege gar nicht erst einzuschlagen, sich ängstlich an vermeintliche Sicherheiten zu klammern - das ist nicht der Wille Gottes.

Und so freue ich mich, dass Sie sich auf den Weg gemacht haben, die Chancen zu nutzen, sich getraut haben, mit den Pfunden zu wuchern. Mit Ihrem Engagement schaffen und gestalten Sie Beschäftigung.

Arbeitslosigkeit ist das brennende Problem unserer Gesellschaft. Und ein Königsweg, sie rasch zu überwinden, ist alles andere als in Sicht. Nun ist die Erwerbsarbeit nicht die einzige Form menschlicher Arbeit, aber im Blick auf Selbstwertgefühl und Lebensunterhalt von Menschen kommt ihr eine herausgehobene Bedeutung zu. Ein Arbeitsplatz bietet eine besondere Gelegenheit dazu, die von Gott dem Menschen anvertrauten Fähigkeiten, die Pfunde zu entfalten und so am Leben der Gesellschaft teilzunehmen.

So danke ich Ihnen allen. Denn Sie bemühen sich darum, mit dem Schatz, der zu Ihrem Unternehmen gehört, zu wuchern, sich auf den Weg zu machen zum Wohl unserer Gesellschaft. Denn die Menschen sind es, die den Schatz, das Rückgrat und die Seele einer Firma bilden.

Wir wünschen uns, dass Ihr gutes Beispiel andere anspornt, mit ihren Pfunden zu wuchern. Darein zu investieren, dass Arbeit in unserer Gesellschaft gerechter verteilt, sinnvoll und menschenwürdig gestaltet wird – mit wirtschaftlichem Erfolg. Dies hat auch die Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit im Rahmen der Kampagne „Team Arbeit für Deutschland“ zum Ziel. Wir freuen uns darüber, dass ARBEIT PLUS inhaltlich als Vorbild dafür gelten kann, gewissermaßen Pate gestanden hat.

Wir von der evangelischen Kirche in Deutschland möchten mit ihnen und den anderen gesellschaftlichen Kräften über mehr Gerechtigkeit, über eine bessere Verteilung von Arbeit und Einkommen weiter im Gespräch bleiben. Und wir wünschen uns, dass wir noch viele weitere Unternehmen mit ARBEIT PLUS auszeichnen dürfen. Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit, für deren Möglichkeit und Wirklichkeit wir nicht müde werden einzutreten.