„Menschenwürde verpflichtet zum Handeln“

EKD-Ratsvorsitzender zum Dialog über gemeinsame Werte in Brüssel

Die Überzeugung vom universalen Charakter der Menschenwürde bringen die christlichen Kirchen in den Dialog über die gemeinsamen Werte der Europäischen Union ein. Dies unterstrich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber anlässlich des Gesprächs bei der EU-Kommission mit führenden Vertretern der drei monotheistischen Religionen über die gemeinsamen Werte der Europäer am heutigen Dienstag, den 15. Mai, in Brüssel. Die amtierende Ratspräsidentin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, und der Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert Pöttering nahmen ebenfalls an dem Treffen teil.

Der EKD-Ratsvorsitzende betonte bei der Begegnung, dass die Menschenwürde sich weder aus bestimmten Eigenschaften noch bestimmten Leistungen des Menschen ableite, sondern vielmehr jedem Menschen von Gott zuerkannt sei. Daraus ergebe sich u. a. die Verpflichtung, den Zugang für Bildung für alle zu eröffnen und insbesondere für junge Menschen Befähigungsgerechtigkeit zu verwirklichen. Zugleich lenke die Orientierung am unbedingten Charakter der Menschenwürde den Blick auf die „Seele Europas“ und unterstreiche die Bedeutung der eigenen Identität als „unerlässliche Voraussetzung für Toleranz“. Darüber hinaus verpflichte die Menschenwürde, sich auch außerhalb der Grenzen der Europäischen Union aktiv für ihre Achtung einzusetzen. Er dankte deshalb für das Engagement der Ratspräsidentschaft in Israel/Palästina. „Es gehört zu den Verpflichtungen Europas, wirksam für die Werte einzutreten, denen es sich verpflichtet weiß“, so Huber weiter. Die christlichen Kirchen seien „zu  aktiver Mitwirkung“ bereit.

In der im März von der deutschen Ratspräsidentschaft verabschiedeten „Berliner Erklärung“ zu den europäischen Werten wird die Menschenwürde als zentrales Fundament Europas in den Mittelpunkt gestellt. Ausgehend davon wurde bei dem Treffen die Rolle der Religionsgemeinschaften bei der Wertevermittlung innerhalb und außerhalb der Europäischen Union diskutiert und Überlegungen angestellt, wie gemeinsame Werte den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen stärken können.

Von protestantischer Seite nahmen an dem Treffen außerdem der Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), Jean Arnold de Clermont, der Erzbischof von Talinn, Andres Poder, der Bischof der evangelischen Kirche in Rumänien, Christoph Klein sowie die Leiterin des EKD-Büros Brüssel, Sabine von Zanthier, und der Direktor der Kommission für Kirche und Gesellschaft der KEK, Rüdiger Noll, teil.

Brüssel, 15. Mai 2007

Pressestelle der EKD
Christof Vetter / Katrin Hatzinger