"Auf dem Weg der Gerechtigkeit unterwegs sein"

Ratsvorsitzender predigte anlässlich der Jahrestagung der Männerarbeit

„Gottes Gerechtigkeit ist eine befreiende Macht. Sie öffnet Lebensräume und sie schafft Leben“. Dies sagte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD); Bischof Wolfgang Huber, am Dienstagabend im Dom zu Berlin. Huber predigte in einem Festgottesdienst aus Anlass der Jahrestagung der Männerarbeit der EKD. Die Kraft der Gerechtigkeit habe ihren Ort bei Gott, betonte Huber mit Bezug auf das diesjährige Thema der Männerarbeit aus dem Buch der Sprüche: „Auf dem Weg der Gerechtigkeit ist Leben; aber böser Weg führt zum Tode“ (12,28).

Wo Gerechtigkeit fehle, nehme das Todesverhängnis seinen Lauf, verdeutlichte der Ratsvorsitzende. Dies werde an der Situation in Afrika anschaulich. „Wo die Gerechtigkeit nicht einmal so weit reicht, dass AIDS-Kranke Zugang zu den heute verfügbaren Medikamenten haben, dort öffnet sich ein böser Weg, der zum Tode führt“. Wo aber Gerechtigkeit das Verhalten bestimme, „da ist das Leben nicht weit.“

Die Berufung auf Gottes Gerechtigkeit führt Huber zufolge „in das klare Bekenntnis zum Einsatz für das Leben“. Derzeit verbinde sich dieses Bekenntnis mit der „bedrückenden Einsicht in die Fähigkeit des Menschen, Gottes Schöpfung empfindlichen Schaden zuzufügen“, sagte er mit Blick auf den globalen Klimawandel. Aber: „Es will mir nicht einleuchten, dass menschliches Verhalten sich Gottes Verheißung in den Weg stellt, dass ‚Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht’ nicht aufhören werden.“ Die Berufung auf Gottes Gerechtigkeit bedeute, diese Verheißung Gottes in Wort und Tat zu bezeugen, unterstrich Huber. Denn die, die „auf dem Weg der Gerechtigkeit“ unterwegs seien, richteten ihren Blick auch auf das Verhältnis der Generationen zueinander. Dazu gehöre auch die besondere Verantwortung für die zunehmende Zahl von Älteren und Alten ebenso wie das Eintreten für die Möglichkeit der Jüngeren, an der Gestaltung der Gesellschaft beteiligt zu sein.

„’Auf dem Weg der Gerechtigkeit’ unterwegs zu sein bedeutet, dass allen Menschen Annerkennung und Würde zukommen“, betonte der Ratsvorsitzende in seiner Predigt. Zur Gerechtigkeit gehöre es, Armut zu bekämpfen und Reichtum in die Pflicht zu nehmen. In Gottes Schöpfung habe jeder Mensch um seiner Würde willen das Recht, seine Gaben zu entfalten und seinen Beitrag zum gemeinsamen Besten zu leisten. Einem solchen Bild von der Person entspreche eine menschliche Freiheit, die mehr sei als nur individuelle Selbstbestimmung. „Jeder Mensch ist dazu verpflichtet, nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Verantwortung wahrzunehmen.“ Gemeinsames Leben entstehe erst, wenn sich Eigennutz mit der Bereitschaft zur Solidarität verbinde. „Der Berufung auf ‚Gottes Gerechtigkeit’ entspricht es, einzutreten für eine Freiheit in Verantwortung vor Gott und den Menschen.“

Der Festgottesdienst im Berliner Dom eröffnete die Jahrestagung der Männerarbeit, die unter dem Thema „Auf dem Weg der Gerechtigkeit… - Männer leben Barmherzigkeit und Solidarität“ vom 22. bis 24. Mai in Berlin stattfindet. Rund 60 Delegierte nehmen daran teil. „Die Männerarbeit möchte dazu beitragen, dass in den anstehenden gesellschaftspolitischen Prozessen der Veränderung die Begriffe der Gerechtigkeit und der Solidarität nicht untergehen“, so der Hauptgeschäftsführer der Männerarbeit der EKD, Martin Rosowski. Die Männerarbeit ist ein Zusammenschluss aller Einrichtungen von Männerarbeit in den Landeskirchen und der EKD.

Berlin, 22. Mai 2007

Pressestelle der EKD
Karoline Lehmann

Predigt des EKD-Ratsvorsitzenden im Festgottesdienst zur Eröffnung der Haupttagung der Männerarbeit der EKD im Berliner Dom