Ausländerpfarrer besorgt über fremdenfeindliche Übergriffe

Kirchen und Gemeinden können bei Integration helfen

Die Konferenz der Ausländerpfarrer und Ausländerpfarrerinnen (KAP) in der Evangelischen Kirche in Deutschland ist beunruhigt über die neue Welle ausländerfeindlicher Übergriffe. Auf ihrer Jahrestagung in Meinerzhagen bekundeten die Teilnehmer am vergangenen Wochenende ihre Solidarität mit den betroffenen Christen anderer Sprache oder Herkunft. „Wir sind tief besorgt über die neue Welle ausländerfeindlicher Gewalt“, erklärte der KAP-Vorsitzende Roel Visser, Pfarrer der Niederländischen Kirche in Deutschland.

Auch Christen anderer Sprache oder Herkunft gehörten zu den Opfern der jüngsten Überfälle mit rassistischem Hintergrund. So sei der in Ostern in Potsdam angegriffene Deutsch-Äthiopier aktives Mitglied der äthiopisch-orthodoxen Gemeinde Berlin. Die Konferenz rief alle christlichen Gemeinden in Deutschland auf, mit Wort und Tat rassistischen Anschauungen entgegenzutreten und besonders den Christen und Gemeinden anderer Sprache oder Herkunft helfend und schützend zur Seite zu stehen.

In diesem Zusammenhang wies die KAP nachdrücklich darauf hin, dass sich die Forderung nach einer religiösen Integration von Migranten auch auf christliche Migranten beziehen muss. Häufig werde der Eindruck erweckt, dass nach Deutschland Zugewanderte ausschließlich einer fremden Religion angehören. Dabei werde übersehen, dass mindestens ebenso viele Menschen mit Migrationshintergrund Christen sind. Ihnen bei der Integration behilflich zu sein, stelle eine besondere Herausforderung, aber auch Chance für die einheimischen Kirchen und Gemeinden dar. „Diese Aufgabe darf nicht den Einsparungszwängen zum Opfer fallen. Vielmehr haben die christlichen Kirchen und Gemeinden hier eine gesellschaftliche Vorbildfunktion,“ so Pfarrer Visser.

Zur Zeit arbeiten Vertreterinnen und Vertreter von evangelischen, orthodoxen und anglikanischen Gemeinden aus über 25 Ländern in der KAP mit. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), das Diakonische Werk der EKD und der Nationaldirektor für Ausländerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz werden als Gäste zu den Tagungen eingeladen. Die Mitarbeit in der KAP steht weiteren Gemeinden und Kirchen offen. Die Geschäftsführung wird durch das Kirchenamt der EKD wahrgenommen. Der Vorsitz kann laut Geschäftsordnung nur durch eine Person aus den evangelischen Ausländergemeinden wahrgenommen werden.

Die KAP berät Fragen der pastoralen Arbeit, der Gemeindebildung und des Gemeindeaufbaus in ihren Gemeinden. Sie fördert den persönlichen Austausch und die wechselseitige Beratung ihrer Mitglieder im Hinblick auf die besonderen Probleme bei der Betreuung von Gemeinden und Kirchen anderer Sprache oder Herkunft. Die KAP nimmt im Auftrag ihrer Mitglieder Gemeinschaftsaufgaben wahr, beispielsweise die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen der Gemeinden anderer Sprache oder Herkunft beim Deutschen Evangelischen Kirchentag.

1972 fand auf Einladung des damaligen Kirchlichen Außenamtes der EKD eine erste Konsultation evangelischer ausländischer Pfarrer statt, um die pastorale Arbeit und Seelsorge an und mit evangelischen Ausländern zu koordinieren. Weitere Konsultationen, zu denen auch Vertreter orthodoxer Kirchen eingeladen wurden, folgten.

Hannover, 30. Mai 2006

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi