Kock: Pfingsten ist die Feier der Kraft Gottes

Jesu Friede besiegt lähmende Angst

Statt in Resignation und Angst zu verharren sollten sich Christen mit Hilfe der Kraft Gottes für eine friedfertige Wirklichkeit einsetzen, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, in seiner Pfingstpredigt, die er am Pfingstmontag, 9. Juni, um 10 Uhr in einem Rundfunkgottesdienst (Rundfunk NRW) in der Kreuzkirche zu Bonn hielt.

"Wohnung in uns nehmen" wolle Gott, so Kock mit Bezug auf den Predigttext (Joh. 14, 23-27) und die Pfingsterzählung, die davon berichtet. Voraussetzung dafür sei, dass "Neid und Hass, die Eitelkeit und die Überheblichkeit, die Gleichgültigkeit und die Resignation weichen." Tatsächlich würden sich jedoch angesichts einer verbreiteten Resignation darüber "dass unsere Welt nun mal so sei", viele Menschen in die Ablenkung flüchten. Jesus selber habe sich aber jener Wirklichkeit gestellt, der viele am liebsten entkommen würden. Er habe sich den Kranken und Sterbenden zugewendet: "Wir aber laufen der Propaganda vom endgültigen Ende der Krankheit durch medizinische Forschung nach und verdrängen den Tod", mahnt der Ratsvorsitzende.

Es gehe darum, sich von den Fesseln der Vorurteile zu befreien. Gottes Geist helfe dabei, Vorstellungen und Erfahrungen, die uns prägen zu überwinden: "Er will auch befreien von den Vorurteilen, die zur Spaltung der Kirche führen. Er will unsere Gesellschaft aus den kollektiven Vorurteilen befreien, etwa solchen, die zu dem schrecklichen Antisemitismus oder zu einem stupiden Antiamerikanismus führen." Die christliche Kirche benötige diese Freiheit von Vorurteilen und eine Spiritualität, die das Ganze der Wirklichkeit sieht. Der Heilige Geist solle für die Menschen durch die Geschichten der Bibel mit Kopf, Herz, Leib und Seele erlebbar sein, so Kock.

Jesus verspreche den Menschen seinen Frieden und damit Handlungsfähigkeit in Zeiten der Angst. "Jesu Friede ist der Machtbereich, in dem die Angst ihre lähmende Wirkung verliert." So müsse angesichts fürchterlicher Realität der Friede etwa im Kongo auch mit Macht errungen und gesichert werden, um eine noch größere Katastrophe zu vermeiden. Im Blick auf den Irak hätte es eine solche Situation nicht gegeben. Bei aller Freude über die Entmachtung Saddam Husseins stünden am Ende zwei nüchterne Einsichten: Die Beseitigung von Diktatoren sei "ein Abfallprodukt einer militärischen Machtentfaltung" und der Erfolg des Krieges heilige die Mittel nicht. Die USA hätten den Krieg - nicht jedoch den Frieden gewonnen.

Der Frieden Jesu wolle den Menschen Raum und Kraft für das eigene Handeln geben und für die gemeinsame Anstrengung, um die Ursachen der Friedlosigkeit zu überwinden. "Ein Pfingstfest ist die Feier der Kraft Gottes, aus der wir leben. Diese Kraft wird auch die Gemeinschaft der Kirchen erneuern. Über die Grenzen der Konfessionen hinweg können wir gemeinsam bezeugen, dass Gott diese Welt liebt."

Hannover 5. Juni 2003
Pressestelle der EKD
Anita Hartmann