Gespräche transparent und offen gestalten

Konsultation der Kirchenleitungen aus Deutschland und Finnland

Finnische und deutsche Kirchenvertreter sind sich einig, „dass das europäische Verfassungsprojekt“ in geeigneter Weise fortgeführt werden müsse. Dies stellten die beiden Delegationen nach der sechsten Konsultation zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vom 9. bis 12. Juni fest. Am vergangenen Wochenende trafen sich Vertreter beider Kirchen unter Leitung des Ratsvorsitzenden der EKD, Bischof Wolfgang Huber und Erzbischof Jukka Parma im Tagungszentrum „Tetrimäki“ in Vehmersalmi (Ostfinnland). Die Delegationen erwarten, dass die im europäischen Verfassungsvertrag vorgesehenen Dialoge zwischen den europäischen Institutionen und den Kirchen und Religionsgemeinschaften bald in Gang kommen und „transparent sowie offen gestaltet“ werden.

Die Vertreter der finnischen und der deutschen Protestanten begrüßten in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Arbeit der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), die zum einen die Themen der politischen Debatte in den europäischen Institutionen in die Kirchen vermitteln, zum anderen kirchliche Positionen gegenüber den europäischen Institutionen vertreten.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands hat in neun Diözesen mit 562 Kirchengemeinden 4 378 410 Mitglieder. Das sind über 80 Prozent der Finnen. Neben der lutherischen Kirchen sind die orthodoxen Christen die zweitgrößte Gruppe mit 57.000 Mitgliedern. Die beiden Delegationen aus Deutschland und Finnland waren sich in der Hoffnung, dass die Gespräche zwischen der EKD und der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands auch der „Verbindung mit den orthodoxen Kirchen auf europäischer Ebene sowie im Ökumenischen Rat der Kirchen“ zu Gute kommen könne, einig. Deshalb nahmen sich die Vertreter protestantischer Kirchen auch die Zeit, das finnisch-orthodoxe Kloster Valamo zu besuchen.

Hannover, 14. Juni 2005
Pressestelle der EKD
Christof Vetter


Kommuniqué

über die  Konsultation zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands und der Evangelischen Kirche in Deutschland

vom 9. bis 12. Juni 2005 in Vehmersalmi

Vom 9.bis 12. Juni 2005 fand im Tagungszentrum „Tetrimäki“ in Vehmersalmi (Ostfinnland) auf Einladung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands (ELKF) die sechste Konsultation mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) statt. Die deutsche Delegation wurde vom Vorsitzenden des Rates der EKD, Bischof Dr. Wolfgang Huber, geleitet. Die finnische Delegation leitete Erzbischof Dr. Jukka Paarma.

Es handelte sich um die erste Konsultation seit der Unterzeichnung des Vertrags zwischen den beiden Kirchen im Oktober 2002. Dieser Vertrag hat zu neuen Erfahrungen geführt und die vertrauensvolle Zusammenarbeit beider Kirchen weiter gefördert. Dies gilt besonders für die Arbeit der Finnischen Gemeinden in Deutschland und der Deutschen Evangelisch-lutherischen Gemeinde in Finnland. Über den aktuellen Stand der Entwicklung der Gemeinden wurde eingehend gesprochen, wobei unter anderem der Bedarf an genauen Zahlen über die Mitglieder in den 20 finnischen Gemeinden in Deutschland festgestellt wurde. Erfreut waren die Delegationen über den gelungenen Beginn der Arbeit des Finnischen Zentrums in Berlin, das im September 2004 eingeweiht wurde.

Für die Tätigkeit des Zentrums für die Finnische Kirchliche Arbeit in Deutschland(ZFKA), das im Gebäude des Kirchenamtes der EKD in Hannover untergebracht ist, wurde die Hoffnung geäußert, dass der Vorteil der unmittelbaren Nähe zur EKD bei einer künftigen Unterbringung der Zentralstelle mit bedacht wird. 

Darüber hinaus nahm der Austausch über den Dialog mit orthodoxen Kirchen, der von beiden Kirchen geführt wird, breiten Raum ein. Die jeweiligen historischen Hintergründe in beiden Ländern geben diesen Dialogen ein besonderes Gewicht. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass dies der Verbindung mit den orthodoxen Kirchen auf europäischer Ebene sowie im Ökumenischen Rat der Kirchen insgesamt zu Gute kommt. In diesem Zusammenhang stellte der Besuch des finnisch-orthodoxen Klosters Valamo und die Führung durch das Kloster durch  Archimandrit Sergei, den Igumen des Klosters, einen besonderen Höhepunkt der Reise dar.

Die Delegationen beschäftigten sich mit der Situation, die durch die Ablehnung des europäischen Verfassungsvertrags in Frankreich und den Niederlanden entstanden ist. Sie waren sich darin einig, dass das europäische Verfassungsprojekt in geeigneter Weise weitergeführt werden muss. In diesem Zusammenhang erwarten die Kirchen, dass die in Artikel 52 des Verfassungsvertrags vorgesehenen Dialoge zwischen den europäischen Institutionen und den Kirchen, Religionsgemeinschaften und Weltanschauungsgemeinschaften tatsächlich in Gang gebracht und transparent, regelmäßig sowie offen gestaltet werden.     

Die Arbeit der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) zu dieser wie zu anderen Fragen wurde ausdrücklich gewürdigt. Die Vermittlung  von Themen der europäischen Debatte in die Kirchen wie die Vertretung kirchlicher Positionen gegenüber den europäischen Institutionen erscheint den beiden Partnerkirchen als unerlässlich. Mit Interesse nahmen die Teilnehmenden den Stand der Planungen für die  3. Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu (Hermannstadt), Rumänien, zur Kenntnis, die für den September 2007 geplant wird.

Besonderes Augenmerk widmete die Konsultation der theologischen Diskussion in der Gemeinschaft Europäischer Kirchen(GEKE). Von Seiten der EKD wurde die Bitte geäußert, dass die Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands sich abermals überlegt, ob sie die theologischen Bedenken überwinden kann, die bisher die Unterzeichnung der Leuenberger Konkordie verhindert haben; zugleich wurde die Beteiligung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands an der Arbeit der GEKE mit Dank zur Kenntnis genommen.

Im Blick auf die bevorstehende Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) brachten beide Delegationen übereinstimmend die Erwartung zum Ausdruck, dass die theologische Arbeit des Rates wieder intensiviert und dabei insbesondere die Arbeit der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung auf eine bessere Grundlage gestellt wird. Ferner wurde die Hoffnung auf neue missionstheologische Impulse und eine klarere Fokussierung der sozialethischen Arbeit im ÖRK zum Ausdruck gebracht.

Die informativen Tage des Austausches und gemeinsamen geistlichen Lebens wurden am Sonntag durch einen Abendmahlsgottesdienst in der Kathedrale von Kuopio beendet, in dem der stellvertretende Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Dr. Christoph Kähler,  die Predigt hielt und Bischof Dr. Wille Riekkinen die Liturgie leitete.

Der Ratsvorsitzende, Bischof Dr. Wolfgang Huber, lud die Evangelische Lutherische Kirche Finnlands zur nächsten Konsultation in drei Jahren nach Deutschland ein.

Vehmersalmi, den 12 Juni 2005
Erzbischof Dr. Jukka Paarma   Bischof Dr. Wolfgang Huber