„Sichtbare Einheit der Kirche in lutherischer Perspektive“

„Texte aus der VELKD“ Nr. 176 zur Begrifflichkeit eines ökumenischen Kernziels

Hannover – Seit die ökumenische Bewegung vor mehr als 100 Jahren von der Weltmissionskonferenz in Edinburgh ihren Ausgang nahm, wird in den ökumenischen Dialogdokumenten immer wieder die sichtbare Einheit der Kirche als grundlegendes Ziel benannt. Seither hat die Diskussion darüber, was genau unter „sichtbarer Einheit“ zu verstehen sei, zu zahlreichen Annäherungen, aber noch keiner eindeutigen Definition geführt. Unter dem Titel „Sichtbare Einheit in lutherischer Perspektive“ ist als Ausgabe Nr. 176 der „Texte aus der VELKD“ eine Studie des Ökumenischen Studienausschusses der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und des DNK/LWB erschienen, die unter den Bedingungen lutherischer Theologie zur Begriffsklärung beitragen möchte.

So werden u. a. die Begriffe „Sichtbarkeit“ und „Einheit“ in ihrer ekklesiologischen Bedeutung entfaltet und in der Folge die biblisch-theologischen Grundlagen dargestellt, die für die Frage nach der sichtbaren Einheit maßgeblich sind. Desweiteren untersucht die Studie unterschiedliche, in den ökumenischen Diskursen entwickelte Konzepte der sichtbaren Einheit, ergänzt durch einen geschichtlichen Überblick über Formen und Modi kirchlicher Einheit und Verbundenheit, und mündet abschließend in die Frage „Wie viel Sichtbarkeit ist aus lutherischer Sicht nötig für die Einheit – und welche Sichtbarkeit?“

Aus lutherischer Sicht bedarf es zur kirchlichen Einheit dreier wesentlicher Bedingungen: der Übereinstimmung im Verständnis des Evangeliums und der Sakramente und (in Zuordnung zu beidem) im Verständnis und der (wechselseitigen) Anerkennung des ordinationsgebundenen Amtes, so die Studie. Seien diese Bedingungen gegeben, „ist volle kirchliche Gemeinschaft im Sinne der vom Bekenntnis genannten unitas (‚Einigkeit‘) erreicht. Zwischen ‚Gemeinschaft‘ und ‚Einheit‘ besteht in dieser Perspektive kein Unterschied“.

Die Studie macht deutlich, dass „gesamtchristliche Verbundenheit sich nicht nur im engen Bereich von Amtsstrukturen, theologischer Lehre und liturgisch-sakramentaler Praxis artikuliert, sondern auf allen Ebenen kirchlichen Lebens gestaltet und gepflegt werden kann, auch ohne dass dabei schon volle sichtbare Einheit gegeben sein müsste“. Dies könne etwa in gemeinsamen gottesdienstlichen Feiern, der Bildung von dichten Netzwerken gegenseitiger Information, durch gemeinsames Handeln in Mission, Diakonie und Öffentlichkeit oder wechselseitige Rechenschaft gerade auch in trennenden Fragen seinen Ausdruck finden.

Hinweis: Die Nr. 176 der „Texte aus der VELKD“: „Sichtbare Einheit aus lutherischer Perspektive“ kann unter www.velkd.de/velkd-texte-176-Sichtbare-Einheit heruntergeladen werden. Ein kostenfreies Abonnement der Texte aus der VELKD und der VELKD-Informationen kann über die E-Mailadresse texte-vi@velkd.de bestellt werden.

Hannover, 22. September 2016

Gundolf Holfert
stellv. Pressesprecher

www.velkd.de