Ratsvorsitzender gratuliert Horst Köhler

Wolfgang Huber zur Wiederwahl des Bundespräsidenten

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat Horst Köhler zur heute erfolgten Wiederwahl in das Amt des Bundespräsidenten gratuliert. Das Schreiben hat folgenden Wortlaut:

„Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

zu Ihrer Wiederwahl als Bundespräsident gratuliere ich Ihnen persönlich wie auch im Namen des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland sehr herzlich.

Bei Ihrer letzten Berliner Rede am 24. März dieses Jahres haben Sie im Blick auf die Probleme der Globalisierung ausgeführt, dass Eigennutz im 21. Jahrhundert heißt, sich umeinander zu kümmern. Mit dieser Verklammerung von Eigennutz und Gemeinwohl machen Sie deutlich, dass es zum zentralen christlichen Wert der Nächstenliebe keine Alternative gibt. Die Zuwendung des Menschen zu seinem Nächsten liegt Ihnen seit jeher am Herzen. In unserem Land, aber auch weltweit. Leidenschaftlich plädieren Sie darum in jener Berliner Rede auch dafür, mehr Aufmerksamkeit und Mitgefühl füreinander in diese Welt zu bringen. Ihr Plädoyer für diese zentralen christlichen Werte zeigt, dass Sie das, was Sie tun, als Christ tun. Dafür bin ich von Herzen dankbar. Zweimal in der zu Ende gehenden Woche haben Sie an markanter Stelle um Gottes Segen für unser Land gebeten. Das hat viele Menschen angerührt und ermutigt.

Niemals werden Sie müde, Ungerechtigkeit, Armut und Unterentwicklung anzuprangern. In diesem Zusammenhang gehören Sie zu den wenigen Politikern in Europa, die ihre Stimme beharrlich für Afrika erheben. Ihr Einsatz für unseren südlichen Nachbarkontinent setzt einen Akzent, der deshalb so wichtig ist, weil er unseren Blick auf die Wunden der kolonialen Vergangenheit und einer Gegenwart der skrupellosen Ausbeutung lenkt. Sie treten mit Ihrem Engagement für eine Welt ein, in der wir Zugang zum Leben, zur Natur und zur Zukunft mit allen teilen. Mit Ihrem Einstehen für die Armen in der Welt treffen Sie ein zentrales Anliegen unserer evangelischen Kirche, worüber ich mich sehr freue.

In Ihrer ersten Amtsperiode haben Sie, sehr geehrter Herr Bundespräsident, Ihre politische Unabhängigkeit klar zur Geltung gebracht. Ihre große Resonanz bei unseren Landsleuten geht nicht zuletzt darauf zurück. Überdies haben Sie die Gabe, komplexe Zusammenhänge nachvollziehbar darzustellen. Diese Kompetenz ist – wie ich meine – gerade in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise großer Bedeutung.

Ich bin sehr gespannt darauf, wie Sie in den kommenden Jahren zu den notwendigen gesellschaftlichen und politischen Orientierungen beitragen werden. Das Amt des Bundespräsidenten ist ja eines, das sich – mit einer Formel aus der reformatorischen Theologie ausgedrückt – „ohne Zwang, allein durch das Wort“ zur Geltung bringen muss. Es ist gut für unser Land, dass Sie sich diese Aufgabe in einer so überzeugenden Weise zu eigen gemacht haben.

Lieber Herr Köhler, für Ihre neue Amtsperiode wünsche ich Ihnen eine glückliche Hand und Gottes gutes Geleit. Mit herzlichen Segenswünschen für Sie, für Ihre Frau und Ihre Familie

bin ich Ihr

Bischof Dr. Wolfgang Huber“

Der Ratsvorsitzende wandte sich in einem persönlichen Brief ebenfalls an die in der Wahl unterlegene Kandidatin Gesine Schwan.

Hannover / Bremen, den 23.5. 2009

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick