"Armut ist ein Skandal!"

EKD setzt sich für Umsetzung der Millenniumserklärung ein

Es sei eine dringende Aufgabe der Weltgemeinschaft, konkrete Perspektiven zu entwickeln, um die Lebensverhältnisse in der südlichen Hemisphäre zu verbessern, sagte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, im Rahmen einer Pressekonferenz zum Aktionstag „Deine Stimme gegen die Armut“, am Samstag, den 2. Juli, in Berlin. Obwohl die Welt genug Ressourcen habe, alle Menschen zu ernähren, verhungerten täglich weltweit 24.000 Menschen. "Armut ist ein Skandal!" betonte Huber.

Der Rat der EKD bekräftige die Aufgabe der Politik, im Vorfeld der Generalversammlung der Vereinten Nationen im September dieses Jahres die Weichen für eine Umsetzung der Entwicklungsziele zu stellen, die in der sogenannten Millenniumserklärung der Vereinten Nationen festgelegt sind. "Wir wenden uns in diesem Sinne an die in Deutschland politisch Verantwortlichen, die im Rahmen der Millenniumserklärung gegebenen Zusagen einzuhalten," erklärte der Ratsvorsitzende. Aus Sicht der Evangelischen Kirche seien neue Initiativen notwendig, um die Finanzierung der Maßnahmen sicherzustellen, die zur Erreichung der Millenniumsentwicklungsziele erforderlich sind.

Die EKD sei bereit, "mit all denen zu kooperieren, die sich für die Umsetzung der Millenniumsziele einsetzen." Huber verwies auf die Stellungnahme "Schritte zu einer nachhaltigen Entwicklung", den der Rat der EKD durch seine Kammer für Nachhaltige Entwicklung erarbeitet hat, und der im Rahmen der Berliner Pressekonferenz der Öffentlichkeit übergeben wurde.

Hannover/Berlin, 2. Juli 2005

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Das Statement im Wortlaut:

Bischof Dr. Wolfgang Huber
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
 Pressekonferenz „Weltweite Aktion gegen Armut“  
Aktionstage 2005 in Berlin

Armut ist ein Skandal! Täglich sterben weltweit 24.000 Menschen an den Folgen von Hunger und Unterernährung - in einer Welt, die genug Ressourcen hat, alle Menschen zu ernähren.

„Alles Handeln und Entscheiden in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft muss an der Frage gemessen werden, inwiefern es die Armen betrifft, ihnen nützt und sie zu eigenverantwortlichem Handeln befähigt“. So heißt es im „Gemeinsamen Wort der Kirchen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage von 1997“. Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung, die gleiche Würde jeder menschlichen Person und die „vorrangige Option für die Armen“ müssen weltweit zu Leitmotiven gesellschaftlichen und politischen Handelns werden. Darauf haben Kirchen immer wieder hingewiesen.

Die EKD begrüßt und unterstützt deshalb die von der Vollversammlung der Vereinten Nationen zur Jahrtausendwende verabschiedete Millenniumserklärung. In dieser Erklärung werden  klare Zielvorgaben und Fristen für die Verringerung von Armut, Hunger, Krankheitslasten, Analphabetismus, Umweltverbrauch und Geschlechterdiskriminierung festgelegt. Die „Weltweite Aktion gegen Armut“ will dazu beitragen, dass dieser Millenniumserklärung entschiedene Taten folgen. Die evangelischen Kirchen stehen durch Brot für die Welt und den Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) in einer langen Tradition der Entwicklungszusammenarbeit, die sich an den Bedürfnissen der am meisten Benachteiligten orientiert.

Die Evangelische Kirche in Deutschland beteiligt sich zudem aktiv an der grundsätzlichen Diskussion über den Prozess der Globalisierung. Deshalb sind die evangelischen Kirchen der Vollversammlung der Vereinten Nationen dankbar für ihre Millenniumserklärung und die darin enthaltenen Zielsetzungen.

Aber lassen die bisherigen Maßnahmen erwarten, dass die proklamierten Ziele wirklich erreicht werden?

Welche zusätzlichen Anstrengungen sind nötig, um die Selbstverpflichtung der Staaten in verbindliche Politik umzusetzen?

Die Regierungen der Industrieländer stehen in der Pflicht, ihren Teil dazu beizutragen, dass sich die Millenniumsziele verwirklichen lassen: Dazu gehören

- mehr und bessere Entwicklungszusammenarbeit
- gerechter Welthandel
- ein umfassender Schuldenerlass für arme Länder

Es ist eine dringende Aufgabe der Weltgemeinschaft, konkrete Perspektiven zu entwickeln, um die Lebensverhältnisse in der südlichen Hemisphäre zu verbessern. Eine konsequente Verwirklichung der Millenniumsentwicklungsziele wäre ein glaubwürdiger Nachweis, dass die internationale Staatengemeinschaft willens und in der Lage ist, die Globalisierung sozial und ökologisch verantwortlich zu gestalten.

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bekräftigt die Aufgabe der Politik, im Vorfeld der Vollversammlung der Vereinten Nationen die Weichen für eine verbindliche Festlegung auf konkrete Schritte bei der Umsetzung der Millenniumsziele zu stellen.

Wir wenden uns in diesem Sinne an die in Deutschland politisch Verantwortlichen, die im Rahmen der Millenniumserklärung gegebenen Zusagen einzuhalten.

Wir halten zusätzlich neue Initiativen für notwendig, um die Finanzierung von Maßnahmen sicherzustellen, die zur Erreichung der  Millenniumsentwicklungsziele erforderlich sind.

Die EKD ist bereit, mit all denen zu kooperieren, die sich für die Umsetzung der Millenniumsziele einsetzen. In diesem Sinn hat der Rat der EKD durch seine Kammer für Nachhaltige Entwicklung eine Stellungnahme zu den Millenniumsentwicklungszielen erarbeitet, die wir heute der Öffentlichkeit übergeben.

Die „Weltweite Aktion gegen Armut“ ist Teil einer internationalen Bewegung, die jetzt den entscheidenden Anstoß geben will. In 60 Ländern kämpfen Menschen mit nationalen Kampagnen für die Idee: Wir können die Generation sein, die im Kampf gegen die Armut einen entscheidenden Schritt unternimmt.

EKD-Text 81 im Wortlaut