"Kirche - ein Global Prayer"

Ansprache von Bischof Wolfgang Huber zum EKD-Jahresempfang

In der Globalisierung sei die Kirche nicht einfach ein Mitspieler neben anderen. Sie beteilige sich vielmehr auf eigene Weise an weltweiter Verantwortung, erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in seiner Ansprache auf dem Johannisempfang der EKD in der Französischen Friedrichsstadtkirche in Berlin am 1. Juli. Huber rief die Bundesregierung dazu auf, den Entwicklungshilfehaushalt zu steigern. Nur so seien internationale Verpflichtungen einzuhalten.

Kirche sei ein "Global Prayer". Das Gebet verbinde Christen weltweit und verweise auf die Verantwortung des Menschen vor Gott. "Dass menschliche Verantwortung besser verstanden wird, wenn sie als Verantwortung vor Gott und den Menschen begriffen wird, ist unsere bleibende Überzeugung", so Huber in Blick auf die Bemühungen um die Aufnahme  eines Gottesbezuges in die Verfassung der Europäischen Union. Für das menschliche Zusammenleben sei es gut zu wissen, dass der Mensch nicht der letzte Maßstab des Menschen sei.

Eine gegensätzliche Sicht auf die Globalisierung drohe "heute unsere Welt auseinander zu reißen". In der südlichen Erdhalbkugel werde Globalisierung als Machtinstrument und Bedrohung wahrgenommen. Die EKD setze sich dafür ein, dass die Chancen einer vernetzten Weltwirtschaft wahrgenommen und die Risiken tragbar gehalten werden. "Als Kirche orientieren wir uns politisch wie wirtschaftlich an der vorrangigen Option für die Armen."

Die Initiative zugunsten hochverschuldeter Länder, die 1999 in Köln ins Leben gerufen wurde, habe ihre Ziele bisher noch nicht erreicht. Notwendig sei einerseits eine Verlängerung, aber auch weitere Instrumente wie "insbesondere ein faires und transparentes Schiedsverfahren" für überschuldete Länder. Weitere Finanzhilfen auch seitens der Bundesrepublik seien darüber hinaus unerlässlich. Die Welthandelsordnung müsse so gestaltet werden, dass Entwicklungsländer Zugang zu den Märkten im Norden finden und angemessene Erlöse für ihre Produkte erzielen.

Huber wies auf die Gemeinschaft orthodoxer und reformatorischer Kirchen im Ökumenischen Rat der Kirchen hin. "Mit dem Schatz, der uns hier zugewachsen ist, müssen wir sorgsam umgehen." Es genüge im ökumenischen Miteinander nicht, alte Gräben zu überwinden, es käme auch darauf an, neue nicht entstehen zu lassen. Es gelte, dem Missbrauch von Religion "zur Entmündigung von Menschen oder zur Rechtfertigung von Gewalt" entgegenzutreten.

Die Ansprache im Wortlaut

ÖRK-Generalsekretär dankt Bundestag

In einem Grußwort dankte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Samuel Kobia, dem deutschen Bundestag für die Arbeit der Enquete-Kommission zur Globalisierung der Weltwirtschaft. Ihr Bericht habe die Asymmetrie der Wirtschaftsverhältnisse offengelegt. Dass 20 Prozent der Weltbevölkerung über 83 Prozent der globalen Ressourcen verfüge, sei "ein Affront gegen die ökumenische Vision einer vereinten Menschheit".

Kobia rief Deutschland auf, eine Führungsrolle in der Umsetzung globaler Ideale von Frieden und Gerechtigkeit einzunehmen. Er hoffe, dass das "Land der Ideen", wie der neue Bundespräsident Horst Köhler es nannte, starke Impulse für einen gerechten Frieden, für nachhaltige Nutzung der Ressourcen und für Versöhnung entwickeln werde.

Das Grußwort im Wortlaut

Hannover, 01. Juli 2004

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi