Symposion zum Verhältnis von Theologie und Kirchenleitung

Wissenschaftler und Praktiker diskutieren über die Kirche

Zu einem Symposion mit dem Titel „Der Beitrag der Theologie in den gegenwärtigen kirchlichen Herausforderungen“ hatte der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von 23. bis 25. Januar in das Theologische Zentrum Wuppertal eingeladen. Zu den mehr als 60 Teilnehmenden gehörten rund 20 Theologinnen und Theologen der Fachgebiete Praktische Theologie und Systematik, etliche leitende Personen aus den Bereichen Diakonie und Ökumene und rund 20 leitende Geistliche und leitende Juristen und Juristinnen der Landeskirchen.

Das Symposion war Teil des Reformprozesses, der im Sommer 2006 vom Rat der EKD mit dem Impulspapier "Kirche der Freiheit" angestoßen wurde. Dieser Impuls wurde auf dem Zukunftskongress im Januar 2007 in Wittenberg aufgenommen und in vielen kirchlichen Leitungsgremien diskutiert, konkretisiert und weiterentwickelt. Die EKD-Synode in Dresden hat im November 2007 mit ihrer Kundgebung "evangelisch Kirche sein" vielfältige Anregungen aus dem Diskussionsgang aufgenommen und gebündelt. Professor Eberhard Hauschildt hielt dort unter dem Titel „Organisation der Freiheit - Evangelisch Kirche sein verändert sich“ ein Referat, das zum Ausgangspunkt für die Themensetzung des Wuppertaler Symposions wurde.

Ein wichtiges Ziel des Symposions war es, im Blick auf den Reformprozess Gelegenheit zum Gespräch über jene inhaltlichen Spannungsfelder zu geben, die Reformer wie Reformskeptiker gleichermaßen beschäftigen. Wie verhält sich Gottes Werk und des Menschen Beitrag zueinander,  wie kann das Verhältnis von Kirche als Institution und Organisation und Kirche als spiritueller Gemeinschaft der Gläubigen beschrieben werden und was bedeutet das für die konkrete Arbeit vor Ort zwischen Gemeindeverdichtung und Angebotsorientierung? Der Austausch stand im Mittelpunkt des Symposions: Auf jeden wissenschaftlich-theologischen Impuls folgte eine Reaktion aus der Perspektive des Reformprozesses und weitere Diskussionen sowohl im Plenum wie in Arbeitsgruppen. So wurden nicht nur die verschiedenen konzeptionellen Zugänge deutlich, sondern es wurde auch das gemeinsame Ringen eröffnet um den Beitrag der Theologie zu den gegenwärtigen kirchlichen Herausforderungen.

In den Diskussionen wurde an etlichen Punkten deutlich, was das Zusammenspiel zwischen wissenschaftlicher Theologie und Kirchenleitung erschweren kann. Da ist zum Beispiel die unterschiedliche Materie: Hier geht es die Bewältigung von Problemen, die sich durch Finanzengpässe, Ressourcenreduzierung und Mitarbeitendenmangel stellen, dort dreht sich die Arbeit um die wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit Texten. Oder es gibt auf der einen Seite die Notwendigkeit zu handeln und auf der anderen die akademische Gelassenheit, die allerdings erforderlich ist, um sich mit den anstehenden Fragen profund auseinandersetzen zu können.

Aber es wurde auch deutlich, dass das Interesse an einer engeren Zusammenarbeit mit dem jeweils anderen Arbeitsfeld groß ist. Der Wunsch, Leitungsgremien auf allen Ebenen stärker direkt mit den Fragen und Vorstellungen wissenschaftlicher Theologie in Kontakt zu bringen, wurde deutlich artikuliert. Ebenso wurde das Interesse an der Erarbeitung einer Theorie des kirchenleitenden Handelns offensichtlich. Auch wurde von den Teilnehmenden der Wunsch geäußert, wissenschaftliche Theologie solle sich stärker mit den konkreten Fragen und Problemen kirchenleitenden Handelns befassen und den Fortgang des Reformprozesses in ihre Überlegungen einbeziehen.

Deutlich wurde in den drei Tagen: Es geht bei allen Reformüberlegungen um die Stärkung der geistlichen und theologischen Überzeugungskräfte der evangelischen Kirche. Und weiter: In all diesen Organisationsanstrengungen des Reformprozesses steckt wesentlich ein inhaltliches, geistliches Ziel, nämlich die Vision einer nahen und beheimatenden, einer überzeugten und überzeugenden Kirche, die das Evangelium von Jesus Christus den Vertrauten und Suchenden, den Fragenden und Fernstehenden, den Zweiflern und den Hoffenden so zu sagen versteht, dass es die Herzen berührt und die Seele öffnet.

Eine Dokumentation, die die Beiträge der Referierenden und Auszüge aus den Diskussionen wiedergibt, wird in absehbarer Zeit erscheinen.

Hannover, 27. Januar 2009

Pressestelle der EKD
Silke Römhild