Verbesserung der Chancengerechtigkeit ist Aufgabe der ganzen Gesellschaft

Huber spricht bei McKinsey-Bildungswerkstatt

Bildung sei eines der Kerngeschäfte der Kirche, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in einem Vortrag bei der 1. Bildungswerkstatt "Chancengerechtigkeit – Sprachförderung und Elternbildung" von McKinsey am 31. Januar in Berlin. Chancengerechtigkeit sei ein wichtiges Ziel christlichen Bildungshandelns, erklärte der Ratsvorsitzende. Er sprach sich für eine "kontinuierliche und systematische Fortbildung" für Erzieherinnen und Erzieher aus.

Bildung sei ein ganzheitliches Geschehen der Persönlichkeitsentwicklung, durch die der Mensch ein Verständnis der eigenen Würde und der Würde anderer erlange. Huber zeigte sich überzeugt, "dass von Bildung in einem gehaltvollen Sinne nur dann die Rede sein kann, wenn damit nicht nur Verfügungswissen, sondern auch und sogar vorrangig Orientierungswissen gemeint ist". Glaubenswissen stelle dabei einen nicht zu vernachlässigenden Bestandteil des Orientierungswissens dar.

Im Verständnis der christlichen Kirche seien bereits Kinder "bildungsfähige, aber auch bildungsbedürftige Menschen". Die Kirche plädiere deshalb "für eine Bildung von Anfang an, für Bildung im Elementarbereich". Die EKD nehme diesen Auftrag in bundesweit rund 9.000 Kindertagesstätten wahr. In der Arbeit dieser christlichen Kindertagesstätten liege ein Beitrag zur Chancengerechtigkeit, so Bischof Huber. "Das Hinwirken auf die gleichen Lebenschancen kann nicht als Reparaturbetrieb irgendwann in der Mitte eines Lebens begonnen werden", sondern müsse von Anfang an und konsequent umgesetzt werden.

Chancengerechtigkeit sei eines der wichtigsten Ziele des christlichen Bildungshandelns. Während Martin Luther die Obrigkeit aufgefordert habe, durch Stipendien Kindern aus schwachen sozialen Verhältnissen eine Schulausbildung zu ermöglichen, sei die Herstellung von Chancengerechtigkeit heute zur Aufgabe der ganzen Gesellschaft geworden. "Es gibt kaum eine gesellschaftliche Investition, von der man so sicher voraussagen kann, dass sie sich lohnt, wie die Elementarbildung", so Huber.

Der Ratsvorsitzende plädierte für eine bessere Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern, auch wenn dies höhere finanzielle Aufwendungen nach sich ziehe. Es könne doch sein, "dass die Qualität einer Volkswirtschaft und die Stabilität einer Gesellschaft wesentlich von den Bildungsanstrengungen abhängig sind, die diese Gesellschaft zu erbringen bereit ist."

Hannover, 31. Januar 2005

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Der Vortrag im Wortlaut