Christen vor neuen Herausforderungen

Präses Manfred Kock predigt zum Reformationstag

"Die Reformation war eine ökumenische Aktion", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, in seiner Predigt am Reformationstag in der Schlosskirche der Lutherstadt Wittenberg. Die von Martin Luther geprägte Bewegung sei der Versuch gewesen, "die schon zu damaliger Zeit in vielerlei Hinsicht zerrissene Christenheit unter dem Evangelium durch Wort und Sakrament zu erneuern, zu sammeln und zu einen."

Das aus der Reformation hervorgegangene Christentum habe nicht nur die Sprachentwicklung, Kunst und Musik geprägt, sondern auch Gewissensfreiheit und Menschenrechte. "Toleranz und Demokratie sind Begriffe, die für eine stark von protestantischer Herkunft geprägte Kultur stehen", so Kock weiter.

Über diese Werte seien sich die Christen heute einig, die alten Fronten seien überwunden. Christen sähen sich neuen Herausforderungen gegenüber: "Wir haben heute eine gemeinsame Front gegen diejenigen, die gar nichts glauben oder nur an sich selber", erklärte Kock. "Die konfessionellen Grenzen verlaufen zwischen denen, die Gott als Garnitur für Sonn- und Feiertage nutzen, ihn sonst aber für überflüssig erklären, und denen, die Nachfolge wagen."

Im Rückblick auf die DDR-Vergangenheit rief der EKD-Ratsvorsitzende zur Versöhnung auf. Im Blick auf die jüngst wiederholten Vorwürfe gegen den neuen Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) sagte Kock, Stolpe sei "stets ein Mann der Kirche gewesen, der im Interesse von Bedrängten gehandelt habe", so Kock. "Ihn nun nochmals der Stasiverstrickung zu bezichtigten, stößt auch in unserer Kirche auf Unverständnis."

Hannover, 30. Oktober 2002
Pressestelle der EKD
Silke Fauzi