Siebzigmal Reformation heute

Ergebnisse des lutherischen Weltjugendtreffens in Wittenberg vorgestellt

76 unterschiedliche Reformationsprojekte wurden heute in Wittenberg der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Teilnehmenden der „Werkstatt Wittenberg“, einem internationalen Jugendtreffen von Delegierten der Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB), haben sie während der zweiwöchigen Veranstaltung entwickelt. Die Jugendlichen werden die Projekte bis zum Reformationsjubiläum 2017 in ihren Heimatkirchen realisieren. „Die Projekte werden die Kirche bewegen und einen wichtigen Baustein zu den LWB-Aktivitäten im Jahr 2017 darstellen“, bewertet Eun-hae Kwon, Vizepräsidentin des LWB aus Südkorea. „Wir sind Kirche in andauernder Reformation. Deswegen sind wir dankbar für die neuen und kreativen Anstöße, die die junge Generation uns gibt“, so Kwon weiter.

Die Projekte wurden zu drei Themenblöcken zusammengefasst, die mit den LWB-Leitbegriffen zum Reformationsjubiläum 2017 überschrieben waren: Erlösung, Menschen und Schöpfung. Allen Projekten gemeinsam ist ihre internationale Ausrichtung auf Kooperation und Vernetzung. „Teilnehmende der Werkstatt Wittenberg aus verschiedenen Kontinenten haben ähnliche Herausforderungen in ihren Kirchen festgestellt. Daher haben sie entschieden, auch gemeinsam an den Reformationsprojekten zu arbeiten“, erläutert LWB-Jugendreferentin Caroline Bader.

Zu dem thematischen Leitmotiv „Erlösung – für Geld nicht zu haben“ sind viele spirituell und theologisch ausgerichtete Projekte entstanden. So wurden einige Teilnehmende von den Jugendgottesdiensten und -kirchen in Deutschland inspiriert. Diese Impulse wollen sie nun in ihren Heimatkirchen fruchtbar machen. In Japan soll eine ökumenische Online-Tauschbörse für Neukompositionen christlicher Lieder entstehen. Eine Projektidee, bei der Delegierte aus Australien, den USA und Deutschland zusammenarbeiten, basiert ebenfalls auf virtueller Vernetzung. Über eine digitale Portalseite sollen sich Nutzer ganz analog Postkarten schicken und darüber über ihren Glauben in Austausch treten.

Im Bereich „Schöpfung – für Geld nicht zu haben“ lag der Schwerpunkt der Ideen auf dem Klimaschutz. Eine Vielzahl von Projekten legte den Fokus auf die Entwicklung von wirkungsvollen wie kreativen Maßnahmen, um für den Klimawandel und dessen Folgen zu sensibilisieren – und dabei die Umsetzbarkeit durch Gemeinden und Einzelne im Blick zu behalten. Darunter finden sich gemeindenahe Aktionen, wie ein „Fußballturnier für Klimagerechtigkeit“ in Indonesien. Aber auch Projekte, die bereits mit Unterstützung der gesamten Kirche geplant sind, z. B. die Installation einer Biogasanlage in einer Kirche in Argentinien. Andere junge Reformer wollen die Idee des Luthergartens in Wittenberg in abgewandelter Form in ihren Kirchen verwirklichen.

Der dritte Bereich „Menschen – für Geld nicht zu haben“ widmete sich vor allem globalen Problemen wie Verletzung von Menschenrechten, Flüchtlingen und Arbeitslosigkeit. So will ein deutsches Projekt die aktuelle Diskussion um die Flüchtlingskrise in Europa aufnehmen. Andere Projekte wollen in verschiedenen Ländern die Arbeitslosigkeit verringern. So möchte ein Impuls aus Nigeria Jugendlichen durch spezielle Fortbildung zu besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt verhelfen. Ein Projekt in Guatemala will durch die Aufarbeitung des Bürgerkriegs den Dialog zwischen den Generationen verbessern.

Die jungen Erwachsenen werden im Rahmen des vierjährigen LWB-Jugendprogramms „Global Young Reformers Network“ weiter über die digitalen Plattformen in Kontakt bleiben. Mithilfe des Online-Instrumentariums soll die Kommunikation untereinander erfolgen und die Abstimmungs- und Beratungsprozesse gestaltet werden. Über diese Kanäle werden sie auch ihre Reformationsideen einer breiten Öffentlichkeit vorstellen. Zielpunkt der Projekte ist das Jahr 2017. „Wir hoffen, dass bei der LWB-Vollversammlung 2017 in Namibia und bei nationalen Reformationsfeiern viele Young Reformer von ihren erfolgreichen Neuentwicklungen in ihren Kirchen berichten können“, so Caroline Bader. Nach der Vorstellung der Projekte am Donnerstagnachmittag beendete ein Abschlussgottesdienst in der Stadtkirche in Wittenberg die Werkstatt Wittenberg. Die darin verwendeten liturgischen Elemente wurden von den jungen Erwachsenen während des Treffens entwickelt und nun erstmals verwendet.

Hannover/Wittenberg, 3. September 2015
Gundolf Holfert
stellv. Pressesprecher