Wo Luther und Herder predigten

Die Stadtkirche in Weimar ist „Kirche des Monats November 2016“

Martin Luther, Johann Sebastian Bach, Johann Gottfried Herder und zahlreiche Vertreter des Weimarer Fürstenhofes gingen in der Stadtkirche St. Peter und Paul in Weimar ein und aus. Die Restaurierung des Innenraums des zum UNESCO-Welterbe gehörenden Gebäudes ist fast beendet. Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) würdigt St. Peter und Paul als „Kirche des Monats November 2016“ und hat die Sanierung in diesem Jahr mit 23.800 Euro gefördert, zum Teil aus Erträgen der „Folkard-Bremer-Stiftung für den Kirchenkreis Weimar in der Stiftung KiBa“.

Martin Luther (1483–1546) predigte in der Stadtkirche in den Jahren 1518 bis 1540, wenn er – oft auf der Durchreise – in Weimar zu Gast war. Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) verbrachte mehr als neun Jahre in Weimar; zwischen 1708 und 1717 musizierte er auch in St. Peter und Paul; sechs seiner Kinder wurden dort getauft. Johann Gottfried Herder (1744 – 1803) wirkte von 1776 bis zu seinem Tod 1803 als Oberhofprediger, Oberkonsistorialrat, Generalsuperintendent und Pastor an der Stadtkirche, die seitdem im Volksmund „Herderkirche“ genannt wird. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an bis Anfang des 17. Jahrhunderts war die Stadtkirche die fürstliche Grablege der in Weimar residierenden ernestinischen Wettiner.

Erbaut wurde die spätgotische Hallenkirche in den Jahren 1498 bis 1500. Von der originalen Ausstattung sind der Taufstein, der Aufgang zur barock umkleideten Kanzel und Teile eines Wandbildes unter der Orgelempore erhalten. Ihr jetziges Aussehen im Innenraum erhielt die Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem sie stark zerstört worden war. 1953 wurde sie wieder eingeweiht. Der Flügelaltar, der 1552 von Lucas Cranach d. J. gemalt wurde, gilt als eines der bedeutendsten Werke der sächsisch-thüringischen Kunst des 16. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist auch der Lutherschrein, ein Triptychon aus dem Jahr 1572, das Martin Luther als Mönch, als Junker Jörg und als Magister zeigt.

Der letzte Schritt zur Instandsetzung des Kircheninneren beinhaltet die Restaurierung des Orgelprospekts, der Kanzel, des Taufsteins und des Gestühls in der Kirche. Die Kosten der Sanierung, die 2011 begonnen hat, belaufen sich auf insgesamt 4,3 Millionen Euro. Ihren finanziellen Eigenanteil konnte die Gemeinde insbesondere dadurch erbringen, dass St. Peter und Paul während der gesamten Bauzeit für Touristen und Gemeindemitglieder geöffnet blieb. „Das war nicht immer ganz einfach“, sagt Pfarrer Sebastian Kircheis. Aber: „Alle haben sich aber auf dieses Konzept eingelassen und Einsatz gezeigt.“ Am 2. Advent wird die Stadtkirche feierlich wieder eingeweiht.

Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) ist eine Stiftung der EKD und der evangelischen Landeskirchen. Seit 1999 hat sie Förderzusagen für Sanierungsvorhaben in Höhe von mehr als 28,8 Millionen Euro geben können. Für dieses Jahr hat die KiBa bereits Förderzusagen über mehr als 1,7 Millionen Euro vorgesehen. Mehr als 3.2000 Mitglieder engagieren sich bundesweit im „Förderverein der Stiftung KiBa e.V.

Hannover, 28. Oktober 2016

Pressestelle der EKD