Talkshow Tacheles zum Umbau des Sozialsystems

Bischof Wolfgang Huber: Nicht das Ende des Sozialstaates herbeireden

Deutschland in der Wirtschaftsflaute: Ist der Sozialstaat am Ende? fragt die Kirchentalkshow Tacheles am Dienstag, 26. August, um 19 Uhr in der hannoverschen Marktkirche. Als Gäste werden neben dem Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Bischof der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg, Wolfgang Huber, die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt, die stellvertretende DBG-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer, der FDP-Politiker Günter Rexrodt und der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Martin Wansleben, erwartet.

"Wir dürfen nicht das Ende des Sozialstaates herbeireden", warnt Bischof Wolfgang Huber in einer Kolumne für tacheles.net. Zwar sei ein Umbau unvermeidlich. Doch ärgerten ihn beispielsweise die geplanten Einschnitte bei älteren Arbeitslosen. "Wer nach 30 Jahren im Beruf seine Arbeit verliert, hat keine Perspektive mehr. Manager dagegen, die Fehler machen, bekommen einen goldenen Handschlag in Millionenhöhe." Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, hält den geplanten Umbau des Sozialstaates für ausgewogen. Überall müsse gekürzt werden, bei den "Häuslebauern", bei der Steinkohlesubvention und auch bei den Rentnern.

Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Ursula Engelen-Kefer sagt dagegen, die Agenda 2010 schaffe weder Wirtschaftswachstum noch Jobs. "Es ist ein Programm gegen Arbeitnehmer im mittleren und höheren Lebensalter und damit gegen die Mitte der Gesellschaft." Der frühere Wirtschaftsminister Günter Rexrodt fordert einen drastischen Verzicht auf Subventionen und regt an, dass Arbeitnehmer ohne Lohnausgleich wieder 40 Stunden in der Woche arbeiten und zusätzlich auf zwei Tage Urlaub verzichten, um Arbeitsplätze zu sichern. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, fordert eine umfassende Reform des Arbeitsrechtes. Die Agenda 2010 geht ihm noch längst nicht weit genug. Wenn die Arbeitskosten weiter steigen, würden immer mehr Unternehmen ins Ausland abwandern.

Es moderieren Hanna Legatis (NDR) und Pastor Jan Dieckmann (Ev. Rundfunkreferat). Phoenix, der Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF, überträgt die Debatte am Mittwoch, 27. August, von 16.30 bis 18.00 Uhr und am Samstag, 30. August, 22.15 bis 23.15 Uhr. NDR Info, das Informationsprogramm des Norddeutschen Rundfunks, strahlt eine Zusammenfassung der Debatte am Mittwoch, 27. August, um 19.40 Uhr aus. Auf der Homepage der Tacheles-Redaktion (www.tacheles.net/) sind Hintergrundinformationen zur Sendung zu lesen, dort wird auch bereits im Vorfeld der Sendung diskutiert und die Debatte im Anschluss dokumentiert.

Hannover, 20. August 2003
Pressestelle der EKD
Silke Fauzi