Ökumenischer Kongress „MissionRespekt“ in Berlin

Nikolaus Schneider: Auskunftsfähig werden, Fremdheit aushalten

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. h.c. Nikolaus Schneider hat zur Weiterarbeit an einem friedlichen Miteinander der Kulturen und Religionen in Deutschland aufgerufen. Die multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft in Deutsch-
land sei noch lange nicht vollendet, sagte Schneider auf dem ökumenischen Kongress „MissionRespekt" in Berlin. „Wir erleben gerade wieder schmerzlich, dass der Antisemitismus nicht überwunden ist.“ Ziel müsse es sein zu lernen, „den Fremden in seiner Fremdheit auszuhalten, die Wahrheit des eigenen Glaubens selbstbewusst aber nicht aggressiv zu vertreten und über allem die demütige Erkenntnis, dass jede menschliche Wahrheitsvorstellung angesichts Gottes Größe unvollkommen ist.“

Schneider nannte es eine der wichtigsten Herausforderungen für die Kirchen, die eigenen Gemeindemitglieder wieder auskunftsfähig hinsichtlich ihrer Glaubensüberzeugung zu machen. „Fremdenfeindlichkeit ist oft das Resultat einer unsicheren eigenen Identität. Wenn wir also die eigene Identität stärken und sprachfähig machen, dient das dem friedlichen Zusammenleben.“ Unverhandelbar sei für ihn im Gespräch mit anderen Religionen der Verzicht auf Gewalt und die Anerkennung der Menschenrechte, wie der Religionsfreiheit und der Gleichberechtigung von Männern und Frauen.

Der Kongress „MissionRespekt" ging am Donnerstag mit der Veröffentlichung eines Abschluss-Kommuniqués zu Ende. Darin bekräftigten die Teilnehmer ihre Überzeugung, dass es keine Alternative zum friedlichen Miteinander der Religionen geben könne. „Dies verlangt von uns als Christen ein einladendes Bekenntnis unseres Glaubens, die respektvolle Zuwendung zu Menschen anderer religiöser Überzeugungen und Solidarität mit denen, denen das Ausdrücken ihrer religiösen Überzeugungen verwehrt wird.“ Menschen mit unterschiedlichen oder keinen religiösen Beheimatungen müssten gemeinsam jenen entschlossen entgegentreten, die Religion missbrauchen, um politische und soziale Konflikte auszutragen und Andersglaubende zu verfolgen", heißt es in der Erklärung.

Hinter dem ökumenischen Kongress „MissionRespekt" stehen Vertreterinnen und Vertreter von zwanzig Kirchen und Missionswerken aus landeskirchlicher, evangelikaler, freikirchlicher, römisch-katholischer und orthodoxer Tradition.

Organisiert wurde der Kongress von dem Internationalen Katholischen Missionswerk missio in Aachen und dem Evangelischen Missionswerk in Deutschland (EMW).

Hannover, 28. August 2014

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt