Gerechter Krieg - ja oder nein?

Tagung zu christlicher Friedensethik der EKD und der Kirche von England

Die unterschiedlichen Traditionen christlicher Friedensethik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der anglikanischen Kirche von England stehen im Mittelpunkt einer Tagung, zu der die EKD vom 28. bis 31. August 2003 in die Evangelische Sozialakademie Friedewald einlädt. Die Tagung "Der Beitrag der Kirchen zur ethischen Entscheidungsfindung am Beispiel kirchlicher Äußerungen zu militärischer Gewalt und Friedenssicherung" wird sich mit deutschen und europäischen Konzepten der Krisenprävention und Friedenskonsolidierung beschäftigen und Einblicke in die friedensethische Werkstatt der EKD und der Kirche von England gewähren.

Während sich beide Kirchen in der Ablehnung des Irakkrieges einig waren und die anglikanische Kirche diesen Widerstand auch gegenüber der britischen Politik vertrat, wird zum Beispiel das Konzept des "Gerechten Krieges" unterschiedlich bewertet. "Die Anglikaner haben kein Problem mit diesem Begriff", erläutert Paul Oppenheim, Referent für Nord- und Westeuropa im Kirchenamt der EKD. Die deutschen und englischen Teilnehmer werden der Frage nachgehen, ob militärische Interventionen heutzutage wieder erlaubt sind.

Seit über zehn Jahren gibt es intensive Beziehungen zwischen der anglikanischen Kirche von England und der EKD auf der Basis der sogenannten "Erklärung von Meißen". Die Kirchen hatten sich 1991 zu Abendmahlsgemeinschaft und zu theologischen Gesprächen verpflichtet. Sie wollten auch zu aktuellen Fragen gemeinsame Positionen finden. In ihrer Einschätzung, ob militärische Gewalt wie etwa im Kosovo oder in Afghanistan nötig und gerechtfertigt waren, sind sich die Kirchen in Deutschland und England nicht immer einig gewesen.

An der Konferenz werden auf englischer Seite der Bischof von Coventry, Colin Bennetts, Professor Nigel Biggar von der Universität Leeds und der Sozialethiker Charles Reed aus London mitwirken. Für die deutschen Kirchen sprechen unter anderen der Theologe Michael Haspel von der Universität Marburg, Jürgen Johannesdotter, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, Dr. Eberhard Pausch, Referent für Fragen Öffentlicher Verantwortung im Kirchenamt der EKD und die Friedensforscherin Dr. Anthea Bethge (Köln). Mehrere Militärgeistliche und auch aktive Mitglieder der Friedensbewegung nehmen an der Akademietagung teil, zu der sich auch Pfarrer Paul Oestereicher, der lange Jahre die internationale Versöhnungsarbeit der Kathedrale von Coventry geleitet hat, angemeldet hat.
Die Akademietagung kann nach Ansicht der Veranstalter ein erster Impuls für eine gemeinsame friedensethische Denkschrift der Kirchen in Deutschland und England sein.

Hannover, 27. August 2003
Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

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