Huber: Nicht nachlassen im Bemühen um gemeinsames Abendmahl

EKD-Ratsvorsitzender spricht bei der 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat sich für ein erneuertes Bemühen im ökumenischen Dialog der Kirchen ausgesprochen. In einem Vortrag bei der 3. Europäischen ökumenischen Versammlung in Hermannstadt/Sibiu (Rumänien) sagte Huber: „Unsere Aufgabe ist es, der Einheit nachzustreben und sie zu fördern, die in Christus schon Realität ist.“ Die Art der ökumenischen Gemeinschaft entscheide mit darüber, ob Menschen in Europa Vertrauen in die christliche Verkündigung setzen könnten. “Dafür ist es eine entscheidende Bewährungsprobe, ob es uns gelingt, unsere Gemeinschaft in Spiritualität und Gottesdienst weiterzuentwickeln”, sagte Huber am Mittwoch, 5. September.

Das Motto der 3. Europäischen ökumenischen Versammlung “Das Licht Christi scheint auf alle” verweise auf die Quelle der christlichen Spiritualität. Der EKD-Ratsvorsitzende rief die in Hermannstadt versammelten Delegierten christlicher Kirchen dazu auf, sich den Schatz gemeinsamer christlicher Spiritualität neu bewusst zu machen. “Wir können und sollen als Kirchen gemeinsam die Menschen in Europa dabei unterstützen, die Tiefe spiritueller Erfahrung wahrzunehmen, die in der christlichen Überlieferung unseres Kontinents enthalten ist.” Huber regte einen gemeinsamen Kanon geistlicher Schlüsseltexte  an: “Eine solche Sammlung würde vielen Menschen den Reichtum unserer spirituellen Überlieferung vergegenwärtigen. Sie würde dabei helfen, dass wir die Kraft überlieferter Texte neu entdecken und der Orientierung innewerden, die von ihnen ausgeht. Sie würde dabei helfen, wenn Menschen Spiritualität mit anderen teilen, ihrer Freude oder ihrer Trauer gemeinsam Ausdruck geben oder sich auf vertrauten wie auf neuen Wegen – zum Beispiel bei einer Pilgerwanderung – in die Sprache christlicher Spiritualität einfinden.”

Huber betonte, dass die Kirchen im Bemühen um Abendmahlsgemeinschaft nicht nachlassen dürften. “Überall dort, wo Menschen mit unterschiedlicher Kirchenzugehörigkeit in ökumenischen Familien, in ökumenisch geprägten geistlichen Gemeinschaften oder in anderen Lebens- und Arbeitsgemeinschaften mit Mitgliedern verschiedener christlicher Kirchen verbunden sind, zeigt sich, wie dringlich ein Fortschritt auf diesem Wege ist. Um der Menschen willen sollten wir Wege suchen, auf denen wir die bleibenden Unterschiede im Verständnis von Amt und Abendmahl nicht verwischen, wohl aber als unterschiedliche Wege zu dem einem Licht Christi wechselseitig anerkennen.” Die wechselseitige Anerkennung der Taufe, die im April dieses Jahres von elf Kirchen in Deutschland unterzeichnet wurde, sei ein guter Ansatz. In diesem Dokument werde dem Auftrag Jesu zum Vollzug der Taufe deutlich der Vorrang eingeräumt vor der Frage nach dem richtigen Amtsverständnis. “Eine solche Betrachtung kann, davon bin ich überzeugt, auch den Zugang zu einer Antwort auf die Frage nach der Gemeinschaft im Abendmahl eröffnen.”

Im Blick auf die im Juli von der vatikanischen Glaubenskongregation veröffentlichten Aussagen über das Wesen der Kirche sagte Huber, er empfinde die Aussagen zum Begriff der “Kirche im eigentlichen Sinn” als ökumenisch belastend. “Die Kirche im eigentlichen Sinn ist im Bekenntnis der Schuld vor Gott vereint und hofft auf seine Gnade; sie ebnet Menschen den Weg  zu Gottes Heiligkeit und lässt sie teilhaben an der Zusage der Versöhnung. Indem unsere Kirchen Gottes Wort hören, gemeinsam seine Barmherzigkeit bezeugen und den Nächsten barmherzig begegnen, sind sie „Kirchen im eigentlichen Sinn”. Keine Kirche könne allein das Licht Christi spiegeln.


Hannover/Sibiu, 04. September 2007
Pressestelle der EKD
Silke Römhild