Entdeckungsreise in die Biografie eines bedeutenden Pietisten

Briefe von Johann Albrecht Bengel werden neu ediert

Über 300 Briefe von und an einen der wichtigsten Vertreter des württembergischen Pietismus, Johann Albrecht Bengel (1687 – 1752), versammelt der erste Band der neu erscheinenden Bengel-Briefedition. Für Herausgeber Dieter Ising, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart, war die Herausgabe und Kommentierung der Briefe aus der Zeit bis 1722 „eine Entdeckungsreise, die Neues oder bisher wenig Beachtetes“ zu Bengel zutage gebracht habe.

Die Briefe dokumentieren Bengels wissenschaftliche Interessen während seiner Zeit als Tübinger Stiftsrepetent und seinen Austausch mit Vertretern des radikalen Pietismus. Bengels Forschungsreise nach Halle im Jahr 1713 lässt sich in ihren Motiven und Begegnungen ebenso nachvollziehen wie seine ersten Jahre als Lehrer im evangelischen Kloster Denkendorf. Eher am Rande erzählen die Briefe auch die Geschichte der Familie, die Bengel 1714 mit Johanna Regina Seeger gründete: Sechs von den zwölf Kindern, die ihnen geboren wurden, mussten die Eheleute schon im Kleinkindalter zu Grabe tragen.

Der Theologe Johann Albrecht Bengel hat die Kirchen- und Theologiegeschichte nachhaltig beeinflusst – nicht nur in Württemberg. Seine textkritische Arbeit am griechischen Neuen Testament lässt sich aus der Geschichte der Erforschung des neutestamentlichen Textes nicht wegdenken. Zudem hat Bengels Auslegung des biblischen Textes, die Verbindung von wissenschaftlicher Arbeit mit erbaulichen Anmerkungen, Generationen von Theologen geprägt. Mit der von der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus getragenen Briefedition wird erstmals der gesamte erhaltene Briefwechsel Bengels (über 3100 Stücke) mit textkritischen Anmerkungen und historischen Erläuterungen veröffentlicht.

Eine öffentliche Präsentation des Bandes findet statt am Donnerstag, dem 12. Juni, 17 Uhr, im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Es sprechen unter anderem die Mitglieder der Historischen Kommission, Professor Hans-Jürgen Schrader  aus Genf und Professor Martin Brecht aus Münster.

Hannover, 10. Juni 2008

Pressestelle der UEK
Christof Vetter

Hinweise:

Dieter Ising (Hg.) Johann Albrecht Bengel: Briefwechsel. Briefe 1707–1722, Texte zur Geschichte des Pietismus, Abteilung VI, Band 1, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, 874 Seiten, Leinen, 149,00 Euro – Preis bei Abnahme der Reihe: 134,10 Euro

ISBN 978-3-525-55852-2
Die Historische Kommission zur Erforschung des Pietismus (Pietismuskommission) ist die organisatorische Basis zur Herausgabe von Standardwerken zu Geschichte und Gegenwart des Pietismus. Sie veranstaltet internationale wissenschaftliche Tagungen. Unter anderem wird sie getragen von 17 Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Seit Gründung der Pietismuskommission im Jahr 1964 lag die Geschäftsführung bei der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union. Sie wurde 2003 von der Union Evangelischer Kirchen (UEK) übernommen und obliegt heute dem Amt der UEK in Hannover.