Protestanten in Europa verstärken ihr Engagement in den Schulen

Kongress der Internationalen Vereinigung für Christliche Erziehung

Bildung werde eine wesentliche Rolle für die Zukunft eines demokratischen und solidarischen Europas spielen. Evangelische Schulen leisteten dazu durch ihr profiliertes Engagement einen wesentlichen Beitrag. Dies betonte die Leiterin der Europaabteilung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Antje Heider-Rottwilm, in der vergangenen Woche bei einem Kongress der International Association for Christian Education vor 50 Pädagogen und Pädagoginnen aus West- und Osteuropa in Dulliken bei Olten (Schweiz). Anhand aktueller Veröffentlichungen der EKD wie dem Impulspapier „Kirche der Freiheit“ oder der Denkschrift „Gerechte Teilhabe“ beleuchtete die Oberkirchenrätin das Thema Bildung und gesellschaftliche Teilhabe.

Deutlich wurde während der Konferenz, dass sich das Schulwesen in den meisten Staaten Europas in einem tiefen Wandlungsprozess befinde, berichtete Antje Heider-Rottwilm. „Bildung wird neu als eine der wichtigsten Ressourcen der Gesellschaft erkannt.“ Die Wirtschaft habe Bildung als wesentlichen Faktor entdeckt, auch ihr Stellenwert für die Sozialpolitik werde immer deutlicher. Bildung und Schule gerieten so in ein spannungsvolles Geflecht von sozialen, wirtschaftlichen und politischen Interessen, so die Leiterin der Europaabteilung im EKD-Kirchenamt. Dabei drohe die Aufgabe der Bildung der Person an den Rand gedrängt zu werden. „Evangelische Kirchen und Pädagogen in Europa fragen sich: Welche positive Rolle können protestantische Schulen in dieser Situation spielen?“ An Beispielen aus der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden wurden bei dem Kongress Wandlungsprozesse im Schulbereich aufgezeigt.

So ist die Schullandschaft der Schweiz gegenwärtig von einem beschleunigten Wandlungsprozess bestimmt, der gleichzeitig von Prozessen verstärkter Autonomie und Zentralisierung geprägt ist. In einem Gespräch mit Vertretern des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes in Bern wurde die Notwendigkeit des Engagement der Schweizer Protestanten für evangelisches Profil im Bildungsbereich auch auf Bundesebene herausgestellt.

In Frankreich sind vor allem die Debatten um Religion in der laizistischen Schule entbrannt, parallel zur Eskalation gesellschaftlicher Konflikte. Prof. Jürg Schoch von der Pädagogischen Hochschule Zürich betonte: „Der Staat muss zur Erhaltung des sozialen Friedens permanent im Dialog mit den religiösen Gruppierungen als Teil der Zivilsgesellschaft sein – und diese selbst im gegenseitigen Dialog halten.“

Die Internationale Vereinigung für Christliche Erziehung ist eine Dachorganisation von Zusammenschlüssen evangelischer Lehrerinnen und Lehrern sowie Schulen verschiedener europäischer Länder und will evangelische Verantwortung in der Erziehung in Europa stärken sowie evangelische Positionen in die Europäische Bildungspolitik einbringen. Sie ist eine assoziierte Organisation der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK). Der Kongress vom 9. bis 13. August in Dulliken stand unter dem Motto: „Evangelische Schulen: Eine demokratische Qualitätsgarantie für Europa?! Die Verantwortung der Christen in Europa für die Schule in der Zivilgesellschaft“. Eine Tagung im Jahre 2007 in Polen soll die Situation der evangelischen Schulen in Mittel- und Osteuropa reflektieren.

Hannover, 15. August 2006
Pressestelle der EKD

Silke Fauzi