Evangelische Kirche gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus

Gottesdienst in der Versöhnungskirche Dachau

Am Holocaust-Gedenktag hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, dazu gemahnt, die Erinnerung an das Schreckensregiment des Nationalsozialismus lebendig zu halten. „Unser Erinnern an diese Zeit muss sich immer wieder erneuern. Das bloße Bewahren von Gedenkstätten reicht nicht. Sie müssen auch mit Leben erfüllt werden“, sagte Huber im Gottesdienst anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus am Sonntag, 27. Januar, in der Dachauer Versöhnungskirche. Die Erinnerung an vergangene Schuld und Befreiung müsse sich mit einer Verständigung über die Zeichen der eigenen Zeit und mit der Vision der lebenswerten Zukunft verbinden. „Wahrhaftigkeit in der Begegnung mit unserer Geschichte ist der einzige Weg in die Zukunft, um aus Erinnerung Orientierung werden zu lassen. Dafür steht dieser Ort und dafür steht die Evangelische Kirche in Deutschland.“

Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich bekannte in der Predigt, dass die bayerische Landeskirche in der Zeit des Nationalsozialismus Schuld auf sich geladen habe: "Unsere Landeskirche ist schuldig geworden, weil sie unzähligen Verfolgten, Unterdrückten und lebensgefährlich Bedrohten der damaligen Zeit keine helfende Hand gereicht hat. Sie ist schuldig geworden, weil sie geschwiegen hat, wo klare Worte hätten gesprochen werden müssen. Sie ist schuldig geworden, weil sie den millionenfachen Tod Unschuldiger in Kauf genommen hat."

Auch wenn der damalige Landesbischof Hans Meiser zu den Wenigen gehörte, die das "Büro Grüber" unterstützten, das mehr als 1000 Juden die Ausreise aus Deutschland ermöglich hatte, habe er geschwiegen zu den Judenverfolgungen und den anderen Verbrechen der Nazis. Das Geschehene lasse sich nicht mehr rückgängig machen, umso mehr bestehe die Verpflichtung, so Friedrich, "heute alles Menschenmögliche dafür zu tun, dass sich diese Geschichte nicht wiederholt". Leider seien wir "noch weit davon entfernt, dass Juden sich überall frei bei uns bewegen könnten". Konkret verwies Friedrich dabei auf die neue Hauptsynagoge am Münchner St. Jakobs-Platz, die rund um die Uhr bewacht werden muss. Immer wieder seien tätliche Übergriffe auf Menschen jüdischen Glaubens zu beklagen, auch rechtsextrem motivierte Straftaten seien keine Seltenheit. "All diese Verbrechen müssen von uns aufs Schärfste verurteilt werden" betonte Friedrich.

Die aktive Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus sei wichtige Voraussetzung, dass sich derartige Verbrechen nicht wiederholten. Friedrich dankte allen, die sich für dieses Gedenken einsetzen. Dankbar sei er für das gute Miteinander von Juden und Christen, das in den letzten Jahrzehnten in Deutschland gewachsen sei, insbesondere für die positiven Signale, "die wir gerade auch von Frau Präsidentin Knobloch erhalten", so Friedrich.

Der Gottesdienst in der Evangelischen Versöhnungskirche Dachau wird am Sonntag ab 10 Uhr live im Bayerischen Fernsehen übertragen.


Hannover/München, 24. Januar 2008     

Pressestelle der EKD
Silke Römhild                                       

Pressestelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
Johannes Minkus

Hinweis: Diese Pressemitteilung wird zeitgleich von der Pressestelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern verschickt.