Huber: „Kraft der Versöhnung prägt das Leben Raus“

Johannes Rau hat Karl-Barth-Preis erhalten

„Eine Kraft der Versöhnung ist das Reden und Wirken, das Sagen und Bewegen von Johannes Rau.“ Mit diesen Worten lobt der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Wolfgang Huber, den früheren Bundespräsidenten Johannes Rau anlässlich der Verleihung des Karl-Barth-Preises in Berlin. Er stehe „bald offen, bald verborgen“ in der Tradition der Barmer Theologischen Erklärung, die 1934 maßgeblich von dem Schweizer Theologen Karl Barth formuliert worden ist. Er bezeichnete den früheren Kirchentagspräsidenten, das frühere Mitglied verschiedener Synoden und den früheren Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, als „anima naturaliter barmensis“.

Nachdem mit dem Karl-Barth-Preis verschiedene Theologen, ein Jurist und ein Journalist ausgezeichnet worden seien, erhalte nun mit Johannes Rau der erste Politiker die Auszeichnung der Union Evangelischer Kirchen in der EKD, die Personen auszeichne, deren „Sagen und Bewegen“ in markanter Weise in der Tradition der Barmer Theologischen Erklärung stehe, so Huber. Es gebe kaum einen geeigneteren Preisträger als Johannes Rau, nicht nur wegen dessen großem Interesse an Karl Barth, sondern auch wegen seiner biographischen Nähe zu Barmen: Johannes Rau wurde in Wuppertal-Barmen geboren. Die Atmosphäre seines Elternhauses wie des Pfarrhauses der Bekennenden Kirche in Barmen habe „den christlichen Glauben und seine Bewährung im Gegensatz zum Ungeist des Nationalsozialismus zu einer entscheidenden Morgengabe“ seines Lebens gemacht.

Als Johannes Rau in die Politik gegangen ist, sei etwas „vom Geist der Bergpredigt in der deutschen Politik gegenwärtig“ gewesen, die sich auch bei Karl Barth und in der Theologischen Erklärung von Barmen äußere: „Die Einheit von Zuspruch und Anspruch Gottes in seinem Wort und so im christlichen Leben, die Vorstellung von der gemeinsamen Verantwortung der Regierenden und der Regierten für einen Staat, dessen Bestimmung darin liegt, für Recht und Frieden zu sorgen.“

Der Karl-Barth-Preis erinnert an den Schweizer Theologen Karl-Barth und wird seit 1986 alle zwei Jahre vergeben. Karl Barth wurde 1886 in Basel geboren. Nach zehn Jahren im Pfarramt in der Schweiz war er von 1921 bis 1935 Professor für Theologie in Göttingen, Münster und Bonn. Im Konflikt mit den nationalsozialistischen Machthabern, wurde der reformierte Theologe aus Deutschland vertrieben. Von 1935 bis zu seiner Emeritierung 1962 war er Professor für Systematische Theologie an der Universität seiner Geburtstadt Basel. Er starb 1968 in der Schweiz. Karl Barth gilt weltweit als einer der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts.

Anlässlich des 100. Geburtstages des Theologen hat die damalige Evangelische Kirche der Union (EKU), die heutige UEK, diesen Preis ins Leben gerufen. Der Preis zeichnet in der Regel alle zwei Jahre ein herausragendes theologisch-wissenschaftliches Werk aus dem deutschen Sprachraum und der Ökumene aus, dabei kann es sich auch um die Würdigung eines Gesamtwerkes handeln. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, der Theologe Eberhard Jüngel, der Dichter und Pfarrer Kurt Marti, der Jurist und ehemalige Verfassungsrichter Helmut Simon und der vor kurzem verstorbene Journalist Reinhard Henkys.

Berlin, 06. September 2005

Pressestelle der UEK
Christof Vetter