„Urteilskompetenz des Einzelnen fördern“

XVII. Konsultation zu „Kirche und Theologie als Moralagenturen der Gesellschaft?“ abgeschlossen

Drei Tage lang haben 32 evangelische Theologinnen und Theologen aller theologischen Fakultäten in Deutschland und 28 evangelische Leitende Geistliche aus Deutschland und der Schweiz das Verhältnis von Theologie und Moral diskutiert. Dabei standen insbesondere der Gottesdienst, der Umgang mit den Medien sowie öffentliche Stellungnahmen der Kirchen im Mittelpunkt. Am Freitagmittag ist die „XVII. Konsultation Kirchenleitung und wissenschaftliche Theologie“ in Eisenach zu Ende gegangen. Die Veranstaltung ist ihrer Vernetzung von Wissenschaft und Kirche einzigartig.

Stellvertretend für die Vorbereitungsgruppe dankte Oberkirchenrätin Dr. Mareile Lasogga, Referentin für Theologische Grundsatzfragen im Amt der der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), allen Referenten und Teilnehmenden für die eingebrachten Impulse und aufschlussreichen Beiträge. „Wir hatten spannende Diskussionen zur Frage, wie sich Kirche unter den Bedingungen der späten Moderne und der digitalen Gesellschaft in den verschiedenen Handlungsfeldern äußern sollte.“ Wichtig sei, dass Kirche und Theologie weniger konkrete Verhaltensvorgaben beibringen. Vielmehr sei die Urteilsbildung des Einzelnen in ethischen Fragen, beispielsweise durch kirchliche Orientierungshilfen, zu fördern, so Lasogga.

Auch der Catholica-Beauftragte der VELKD, Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke (Bückeburg), betonte den konstruktiven Diskurs. „Gegenseitige Angewiesenheit von wissenschaftlicher Theologie und Kirche im öffentlichen Diskurs ist besonders im evangelischen Kontext von großer Bedeutung. Zudem haben wir festgestellt, dass das Modell einer bloßen Gegenüberstellung von Kirchen und Gesellschaft verräterisch und hinderlich ist.“ Manzke warnte davor, dass sich die Kirche in ihren Stellungnahmen und öffentlichen Äußerungen bisweilen zu schnell ein Wächteramt anmaße. Für die Teilnehmenden der theologischen Fakultäten resümierte der emeritierte Theologe Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Beintker (Münster): „Kirche und Theologie können und sollen ethische Orientierung leiten. Das kann aber nur gelingen, wenn sie ausdrücklich nicht als Moralagenturen agieren. Der theologische Diskurs darf sich nicht auf hochspezialisierte ethische Grenzfragen beschränken, sondern muss auch Fragen des Alltags in den Blick nehmen.“

Die Theologischen Fakultäten und die Kirchenleitungen nutzten die Konsultation auch, um sich wechselseitig über die aktuellen Perspektiven und Herausforderungen auszutauschen.
Die Teilnehmenden aus den Kirchenleitungen stammen aus evangelischen Kirchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie aus den Ämtern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK).

Eine Dokumentation der Konsultation ist geplant.

Zur „Konsultation Kirchenleitung und Wissenschaft“ laden alle drei Jahre abwechselnd die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands und die Union Evangelischer Kirchen (UEK) ein. 2018 liegen die Vorbereitungen bei der UEK.

Hannover, 18. September 2015

Pressestelle UEK
Carsten Splitt

Pressestelle der VELKD
Matthias Freytag