In dankbarer Erinnerung an Kurt Oeser

EKD-Kirchenamtspräsident Hermann Barth zum Tod des ersten Umweltbeauftragten des Rates der EKD


"Kurt Oeser, der erste Umweltbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, zugleich einer der Wegbereiter und großen Persönlichkeiten der Umweltbewegung in Deutschland, ist nach schwerer Krankheit am 8. September 2007 verstorben, wenige Tage vor seinem 79. Geburtstag. Die EKD wird ihn in dankbarer Erinnerung behalten als die entscheidende Person, der Verantwortung für die Schöpfung in der evangelischen Kirche zu einem relativ frühen Zeitpunkt einen festen Platz zu geben.

Oeser war Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, und diese berufliche Prägung war auch in seinem umweltpolitischen Engagement spürbar. So leidenschaftlich er sich für einen wirksameren Schutz der natürlichen Grundlagen des Lebens einsetzte - er bemühte sich auch darum, den Gesprächsfaden mit Politik und Wirtschaft nicht abreißen zu lassen, und war damit zugleich ein Brückenbauer zwischen den Konfliktparteien. Er konnte diese Rolle nicht zuletzt deshalb erfolgreich ausfüllen, weil sein Name bei nahezu allen - in der Umweltbewegung ebenso wie in Politik und Wirtschaft -einen guten Klang hatte und er als sachkundiger und ausgleichender Gesprächspartner geachtet war. Auf ihn geht das Umweltzeichen "Blauer Engel" zurück. Schon in den 60er Jahren war er einer der Gründer des "Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz" und der "Bundesvereinigung gegen Fluglärm". Sein Wohnort Mörfelden lag in Flughafennähe.

Ab 1972 war Oeser Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland machte ihn 1973 zu seinem (ersten) Umweltbeauftragten, und dieses Amt hat er bis 1992 ausgeübt. Der Rat ordnete ihm einen Wissenschaftlichen Beirat zu, der in der Amtszeit von Kurt Oeser mit einigen bemerkenswerten Veröffentlichungen (z. B. Energieeinsparung - Umrisse einer umweltgerechten Politik im Angesicht der Klimagefährdung, EKD-Texte 31, 1990; Zur Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf, EKD-Texte 41, 1991) hervorgetreten ist.

Als "schmerzlichste Erfahrung" seines Lebens bezeichnete Oeser einmal, dass bei den Auseinandersetzungen um die "Startbahn West" in den 80er Jahren die Gewalt eskalierte und drei Menschen starben. Stets trat er für friedlichen Widerstand ein. Auch rund zwei Jahrzehnte später, als einer der Mediatoren im Streit über einen erneuten Ausbau des Flughafens, versuchte er zu vermitteln. Die Mediationsgruppe empfahl im Jahr 2000 den Ausbau der Lande- und Startbahnen unter der Bedingung, dass die "Startbahn West" zurückgebaut, der bestehende Airport optimiert, ein Nachtflugverbot realisiert, ein Anti-Lärm-Pakt zwischen Flughafen und Region geschlossen sowie ein Dialogforum eingerichtet wird. Dass ihm radikale Flughafengegner daraufhin "Verrat" vorwarfen, schmerzte ihn.

Am 22. September 1928 in Mainz geboren studierte Oeser in Mainz und Marburg Theologie, bevor er 1958 als Gemeindepfarrer nach Mörfelden kam. Später war er dort 34 Jahre lang Kommunalpolitiker. Der Sozialdemokrat bemühte sich auch zwei Mal vergeblich um eine Kandidatur für den Bundestag: "Erst war ich meinen Genossen zu links, später zu grün." Als seinen größten Erfolg sah er den Sinneswandel in der Energiepolitik an, "weg von der gigantischen Atomkraftplanung".

So lang wie die Liste seiner Ämter war auch die seiner Auszeichnungen: vom Bundesverdienstkreuz über den Doktorhut ehrenhalber bis hin zum Professorentitel."

Hannover, 10. September 2007
Pressestelle der EKD