„...und sie kamen eilend und fanden... “

Steigende Gottesdienstteilnahme am Heiligen Abend

„Was die Kaufhäuser in der Vorweihnachtszeit erhoffen, ereignet sich in den Kirchen am Weihnachtstag,“ sagt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber: „Gedrängte Fülle“. In den wenigen Stunden zwischen dem ersten Glockengeläut am Nachmittag des Heiligen Abend und den Christmetten um Mitternacht bersten die meisten Kirchen aus allen Nähten. „Nichts bleibt in den überfüllten Kirchen aus“, weiß der Berliner Bischof: „Gebanntes Hören und beseeltes Singen, glückliche Augen und Tränen der Rührung, aber auch stehende Menschen, weinende Kinder, verloren gegangene Großeltern, der Kampf um freigehaltene Bänke und die enttäuschte Umkehr vor der wegen Überfüllung geschlossenen Kirchentür.“ Mancher Organist müsse Gottesdienstbesuchern gut zureden, um seinen Platz auf der Orgelbank einnehmen zu können. Dass es ohne ihn keine Musik gebe, leuchte nicht jedem auf Anhieb ein. Der Pfarrer oder die Pfarrerin haben es da leichter; denn in der Regel bleibt die Kanzel frei. Viele „treue Kirchenferne“ würden der Einladung zum Gottesdienst am Heiligen Abend nachkommen, um für eine Weile „eine ganz andere, eine heilige Atmosphäre einzuatmen“, freut sich der Ratsvorsitzende. Die Menschen verhalten sich wie damals die Hirten auf dem Feld, die von den Engeln erfahren hatten, dass der Heiland geboren war: „...und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegend.“

Das Bild der überfüllten Gottesdienste am Heiligen Abend bestätigt sich auch in den Zahlen, die von der Statistikabteilung des Kirchenamts der EKD kurz vor Weihnachten veröffentlicht wurden. In den evangelischen Kirchen feiern an diesem Tag in Deutschland mehr als 8 Millionen Menschen gemeinsam Gottesdienst – und das mit kontinuierlich steigender Tendenz. Lediglich schlechte Wetterverhältnisse mit Blitzeis und unpassierbaren Straßen haben dem Aufwärtstrend in den letzten Jahren vereinzelt Einhalt geboten. Dennoch gingen vor einem Jahr 34,7 Prozent der Kirchenmitglieder Heiligabend in die Kirche (2002: 32,5 Prozent) In den östlichen Landeskirchen liegt der weihnachtliche Gottesdienstbesuch über 50 Prozent der Gemeindegliederzahl. Das deutet darauf hin, dass viele Menschen, die nicht Kirchenmitglieder sind, auf den Gottesdienstbesuch an Weihnachten Wert legen. Damit liegt der Gottesdienstbesuch am Weihnachtsfest fast um das Zehnfache höher als der Gottesdienstbesuch an einem durchschnittlichen Sonntag im Kirchenjahr (Durchschnittswert 2002: 3,9 Prozent).

Ein gemeinsamer Weihnachtsservice der evangelischen und der katholischen Kirche in Deutschland beantwortet die Frage, wo während der Weihnachtsfeiertage Gottesdienste stattfinden. Unter www.weihnachtsgottesdienste.de haben über 8.000 Kirchengemeinden dieses neue ökumenische Angebot genutzt und ihre Gottesdienste an den Feiertagen von Heiligabend bis Neujahr eingetragen.

Pressestelle der EKD
Hannover, 23. Dezember 2003
Christof Vetter