Martin Schindehütte predigt in seinem Einführungsgottesdienst

Gegen eine Kirche der Ökonomie

Die evangelische Kirche dürfe nicht den Fehler machen, einer „Ökonomisierung aller Lebensvollzüge“ zu erliegen, warnte Martin Schindehütte, neuer Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), in seiner Predigt anlässlich des Gottesdienstes am 7. September in Hannover zu seiner Amteinführung. Martin Schindehütte führte aus: „Unsere Nachfolge in der Verkündung der guten Botschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen hängt nicht von ‚Silber und Gold’ ab.“ Zwar seien die äußeren Strukturen und materiellen Ressourcen wichtig, sie dürften aber niemals Selbstzweck sein: „Geld und Strukturen haben dienende Funktionen, um dem eigentlichen Auftrag gerecht zu werden.“

Diesen Auftrag sieht Bischof Schindehütte vor allem darin, aufeinander zu zu gehen, die Sorgen und Hoffnungen der Menschen zu teilen und „Gottes heilsame Botschaft in der Nähe zu den Menschen zu leben versuchen.“ Die Geschichte von der Heilung des Gelähmten durch Petrus mache ihm deutlich, „dass Menschen in der Nachfolge Jesu anderen Menschen ebenso heilsam, befreiend und ihr ganzes Leben verändernd begegnet sind wie Jesus selbst.“ Der neue Auslandsbischof der EKD sieht darin eine Botschaft an die Kirche und jedes einzelne Gemeindemitglied: „Es ist die persönliche Begegnung und Beziehung, es ist das Verweilen bei und das Kennen lernen besonders derer, die uns fremd sind, es ist die menschliche Nähe, in der das Wort von der Vergebung und Befreiung gehört und erlebt werden kann.“

In dem Abendmahlgottesdienst in der Herrenhäuser Kirche wurde der bisherige Vizepräsident des Landeskirchenamtes der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers durch den Vorsitzenden des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, in das Amt des Leiters der Hauptabteilung „Ökumene und Auslandsarbeit“ des Kirchenamtes der EKD eingeführt und zum Bischof ernannt. Martin Schindehütte folgte damit mit Wirkung vom 1. September Rolf Koppe nach, der Ende August in den Ruhestand gegangen ist und in dem Gottesdienst verabschiedet wurde.

Im Anschluss fand im Kirchenamt der EKD ein Empfang statt, bei dem Grußworte unter anderem von Ulrich Fischer, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche Baden und vom Vorsitzenden des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Walter Altmann, gehalten wurden.

Martin Schindehütte wurde 1949 in Kassel geboren. Nach einem Theologiestudium in Wuppertal und Göttingen und einem sozialpädagogischen Zusatzstudium in Hamburg war er Pfarrer in verschiedenen Kirchengemeinden in Kurhessen-Waldeck. Von 1992 bis 1994 war er Referent im Kirchenamt der EKD und zuständig für die Arbeit mit Ausländern und ethnischen Minderheiten und anschließend bis 2002 Leitender Pfarrer einer diakonischen Einrichtung. Seitdem nahm Martin Schindehütte das Amt des Vizepräsidenten des Landeskirchenamtes der hannoverschen Landeskirche wahr.

Hannover, 7. September 2006
Pressestelle der EKD

Christof Vetter/Anna Reinecke