500 Jahre Reformation: Das Evangelium in den Mittelpunkt stellen

Zürich: Internationaler Kongress zum Reformationsjubiläum 2017 eröffnet

Mit einem Festgottesdienst im Zürcher Großmünster beginnt heute der Internationale Kongress zur Vorbereitung des 500-Jahr-Jubiläums der Reformation, das ab 2017 weltweit begangen wird. Rund 240 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 35 Ländern und fünf Kontinenten diskutieren bis kommenden Mittwoch über die Bedeutung der Reformation für Kirche und Gesellschaft und beraten über Chancen und Perspektiven des Reformationsjubiläums. Gemeinsame Veranstalter des Kongresses sind der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD).

Auf einer Pressekonferenz vor Beginn des Kongresses am heutigen Sonntag in Zürich erinnerten Gottfried Locher, Präsident des Rats des SEK, und Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der EKD, an das gewachsene Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen den Kirchen der Reformation. Insbesondere durch die „Leuenberger Konkordie“ von 1973 habe die Zusammengehörigkeit durch gegenseitige Anerkennung und Abendmahlsgemeinschaft eine wesentliche Stärkung erfahren. Beim Reformationsjubiläum solle das Evangelium im Mittelpunkt stehen und gefeiert werden.

 „Das Evangelium im Zentrum! Das ist die Botschaft der Reformation. Eine befreiende, beglückende Botschaft“, sagte Locher:  „Nach jahrhundertelangem Nebeneinander und oft auch Gegeneinander wissen sich die reformatorischen Kirchen heute zu gemeinsamem Zeugnis und Dienst in der Welt berufen und verpflichtet“, sagte Schneider.

Locher und Schneider wiesen darauf hin, dass es das erste Mal ist, dass evangelische Kirchen in Europa das Reformationsjubiläum gemeinsam feiern wollen. „Das Jubiläum hat das Potential, weltweit viel Dynamik auszulösen“, sagte Locher. Das gemeinsame Zeugnis sei umso wichtiger in einer Welt, die in Gefahr sei, die eigenen religiösen Wurzeln zu vergessen, betonte Nikolaus Schneider: „Menschen – getrimmt auf Leistung und Erfolg – brauchen den anderen Klang, der von der Barmherzigkeit Gottes spricht. Menschen – getrimmt auf die Durchsetzung eigener Vorteile und Interessen – brauchen den anderen Klang, der von der Nächstenliebe spricht.“

Locher stellte den Kongress unter das Motto „Erinnern für die Zukunft“. Man wolle nach dem Stellenwert der reformatorischen Botschaft in den evangelischen Kirchen und der Gesellschaft heute fragen. „Wie steht es mit der Klarheit und Verständlichkeit ihrer Verkündigung? Die evangelischen Kirchen feiern nicht sich selber. Der Reformation geht es um die Erneuerung der einen Kirche“. Diese sind laut Locher die zentralen Themen, die uns für das Jubiläum beschäftigen sollen.

Schneider bezeichnete das Reformationsjubiläum als „missionarische Gelegenheit“. „Wir können zeigen, dass die reformatorischen Kirchen für die Welt im 21. Jahrhundert wichtige Botschaften bereithalten und einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unserer Welt leisten können“, sagte er. Der Internationale Kongress – dies ein Novum – wird vom SEK und der EKD gemeinsam ausgerichtet. Gastgeberin ist die Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Zürich.

Die Wahl von Zürich als Veranstaltungsort des Kongresses unterstreicht den pluralen Charakter der Reformation. Zürich war wie Wittenberg oder Genf einer der Ursprungsorte der Reformation. Neben Martin Luther spielten Reformatoren wie Calvin, Zwingli oder Knox darin zentrale Rollen. „Insbesondere auch dank ihnen hat der Protestantismus über Nordeuropa hinaus weltgeschichtliche Bedeutung erlangt“, erklärte Locher. Heute führen mehr als 200 Millionen Menschen auf der Welt ihren Glauben auf die Reformation zurück.

Zahlreiche hochrangige Vertreter und Vertreterinnen von Kirchen und Kirchenorganisationen haben ihre Teilnahme zugesagt, darunter Rowan Williams, bis Anfang dieses Jahres als Erzbischof von Canterbury Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Olaf Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen oder Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017.

Hannover/Zürich, 6. Oktober 2013

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick