Kock: Verhandlungen um Friedensplan festgefahren

Zeichen der Hoffnung in der Gemeindearbeit

„Ich bin noch nie so ratlos aus Israel zurückgekommen,“ sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, nach seiner Rückkehr von einem Besuch bei der deutschen Evangelischen Gemeinde in Jerusalem und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und Palästina (ELCJ). Vom 9. bis 15. September 2003 hatte er sich zusammen mit dem bayerischen Landesbischof und Ratsmitglied Johannes Friedrich ein Bild von der Lage in den evangelischen Gemeinden verschafft und Fragen der Zusammenarbeit der EKD mit der palästinensischen lutherischen Kirche erörtert.

Die Verhandlungen um die sogenannte Road-Map, den Wegeplan zum Frieden, an den große Hoffnungen geknüpft waren, seien festgefahren, sagte Kock am Mittwoch, den 17. September, in Köln . "Die Regierung der USA, die als einzige jetzt noch wirksam Einfluss auf die Gegner nehmen könnte, wird vor den Wahlen in Amerika nichts unternehmen, was die inländische Stimmung negativ beeinflussen könnte. Stattdessen verhärten sich die Fronten. Heimtückische Attentäter morden weiter." Die Grenzbefestigungen, die Israel dagegen errichte, seien ein schreckliches Symbol der Ausweglosigkeit, das bei den Deutschen böse Erinnerungen wecke.

Die Delegation des Rates der EKD habe viel Resignation und Angst unter den Palästinensern wahrgenommen. Jedoch gebe es gerade unter der christlichen Minderheit erfreuliche Zeichen der Hoffnung. So habe das Bildungszentrum Dar Al Kalima („Haus des Wortes“) in Bethlehem kürzlich seine Arbeit aufgenommen. Außerdem werde bald ein internationales Gästehaus und interkulturelles Jugend-Begegnungszentrum der ELCJ eröffnet. „Dass die Schwestern und Brüder der ELCJ immer noch Apfelbäumchen der Hoffnung pflanzen, während die israelischen Bulldozer und palästinensischen Bombenleger ihr zerstörerisches Werk betreiben, ist ein beeindruckendes Zeugnis des Vertrauens in Gottes gute Absicht mit allen Menschen.“

Erfreut zeigte sich Kock auch von den örtlichen Bemühungen der Initiatoren der Alexandria-Erklärung von 2002. In dieser Erklärung hatten sich Juden, Christen und Muslimen für das Ende der Gewalt und eine politische Lösung des Nahhostkonflikts eingesetzt. Angesichts radikaler religiöser Eiferer auf beiden Seiten seien solche Zeichen der Übereinstimmung für die Menschen um so wichtiger. Um die Fortsetzung des Dialogs würden sich die christlichen Schulen der ELCJ und von „Talitha Kumi“, einer Einrichtung des Berliner Missionswerks, erfolgreich kümmern. Dort würden muslimische und christliche Kinder zu Toleranz und Versöhnung erzogen und zum respektvollen Umgang mit Menschen anderer Herkunft angehalten. „Die Absperrungen trennen die Kinder von ihren jüdischen Freunden, aber sie halten dennoch Kontakt per Mail und Telefon. Das sind kleine Körnchen der Hoffnung, die später einmal sehr wichtig werden können.“

Die Zusammenarbeit zwischen der Propstei der EKD in der Jerusalemer Erlöser-Kirche und dem lutherischen Bistum der ELCJ sei für alle Friedensprojekte sehr hilfreich, sagte der Ratsvorsitzende. In den Gesprächen mit Propst Martin Reyer und Bischof Munib Younan, Jerusalem, habe sich gezeigt, dass die evangelischen Christen mit ihren ökumenischen Partnern in Israel und Palästina viel Gutes bewirken können.

Hannover, 17. September 2003
Pressestelle der EKD
Anita Hartmann