Eine Frage des politischen Ethos

Wolfgang Huber hält Eröffnungsvortrag auf Europäischen Theologenkongress

Zur Eröffnung des Europäischen Theologenkongresses am heutigen Sonntag, 18. September in Berlin, formulierte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, seine Erwartungen bei dem Thema „Religion – Politik – Gewalt“. Der Zusammenhang von Religion und Gewalt stehe gegenwärtig im Zentrum des öffentlichen Interesses. Gewalt werde sogar vorrangig unter dem Gesichtspunkt ihrer religiösen Legitimierung thematisiert, fasste der Ratsvorsitzende aktuelle Debatten über den Terrorismus zusammen. Und Religion gerate umgekehrt durch diese Ausrichtung des Lichtkegels vor allem unter dem Gesichtspunkt in den Blick, dass ihr Gewaltpotential, ihre Geneigtheit zur Gewalt in historischer wie in aktueller Perspektive zum Thema gemacht wird. Den zweiten Eröffnungsvortrag am Abend der Bundestagswahl, hielt Gesine Schwan.

Als seine Erwartungen an das theologische Gespräch zu Fragen von Gewalt, Politik und Religion schlug der Berliner Bischof vor, „dass zwischen Religion und Gewalt das Thema des politischen Ethos seinen Raum behält.“ Es reiche nicht, das Verhältnis zwischen Religion und Gewalt differenziert zu betrachten; es brauche auch den Mut zur systematischen Klärung und zu praktischen Konsequenzen. Dabei verdiene die Religionspolitik besondere Aufmerksamkeit. Huber erklärte, dass sich das europäische Modell von demokratischem Staat, Religionsfreiheit und säkularer Rechtsordnung bewährt habe: „Doch in einer globalisierten Welt stellt sich die Frage, wie es bewahrt werden kann.“ Die Globalisierung habe ihre Schattenseiten. Wer vor ihnen nicht kapitulieren wolle, müsse nach Wegen suchen, um die religiösen und kulturellen Grundlagen des gemeinsamen Lebens zu erneuern.

Hannover / Berlin, 18. September 2005

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Eröffnungsvortrag des EKD-Ratsvorsitzenden

Vortrag von Gesine Schwan