EKD-Ratsvorsitzender Kock zum Weltaidstag

"Wir dürfen nicht die Augen verschließen"

Anlässlich des Weltaidstages am 1. Dezember warnt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, vor nachlassender Wachsamkeit in der deutschen Öffentlichkeit. Auch in Deutschland stelle die Immunschwächekrankheit immer noch eine Bedrohung dar, sagte Kock am Mittwoch. Es sei notwendig, "auch  in der deutschen Bevölkerung bewusst zu machen, dass uns AIDS nach wie vor angeht."

Aber auch "vor der bedrückenden Situation" im südlichen Afrika, wo allein im vergangenen Jahr 2,3 Millionen Menschen an den Folgen der Krankheit starben, "dürfen wir nicht die Augen verschließen", so Kock. "Wir müssen uns nach Kräften dafür einsetzen, dass dieses Thema nicht von der Tagesordnung verschwindet."

Hannover, 27. November 2002
Pressestelle der EKD
Silke Fauzi


Die Äußerung von Präses Manfred Kock im Wortlaut:

"Nach wie vor ist AIDS eines der drängendsten Probleme des südlichen Afrika. Allein im vergangenen Jahr sind in dieser Region 2,3 Millionen Menschen an den Folgen der Krankheit gestorben, 3,5 Millionen haben sich neu infiziert. In vielen Ländern hat die AIDS-Problematik das Ausmaß einer nationalen Katastrophe angenommen. Wir dürfen vor dieser bedrückenden Situation nicht die Augen verschließen, auch wenn uns unsere eigenen Sorgen vielleicht näher zu sein scheinen. Gerade in Afrika besteht die Gefahr, dass eine ganze Generation an den Folgen der Immunschwächekrankheit stirbt, mit allen globalen Folgen, die das auch in wirtschaftlicher Hinsicht hat. Wir müssen uns nach Kräften dafür einsetzen, dass dieses Thema nicht von der Tagesordnung verschwindet.

Denn es gibt auch Hoffnungszeichen. Der Einsatz der Kirchen und sozialer Organisationen hat dazu geführt, dass die Pharmaindustrie die notwendigen Medikamente um 90% billiger an arme Länder abgibt. Ein globaler Gesundheitsfonds der UNO wurde eingerichtet, um AIDS, Malaria und Tuberkulose zu bekämpfen. Pilotprojekte, wie zum Beispiel vom Deutschen Institut für Ärztliche Mission in Ramotswa/Botswana, erproben neuartige Therapien, die auch in entlegenden Gebieten ohne stationäre Behandlungsmöglichkeiten einsetzbar sind.

Die dramatische Entwicklung in Afrika könnte davon ablenken, dass HIV-Infektionen auch in Deutschland nach wie vor eine Bedrohung darstellen. Darum ist es notwendig, auch in der deutschen Bevölkerung weiterhin bewusst zu machen, dass uns AIDS nach wie vor angeht. Die Aufklärungsarbeit in den Schulen muss mit unvermindertem Einsatz fortgeführt werden."