Ökumenischer Empfang bei der 64. Berlinale

Plädoyer für ein Kino von gesellschaftlicher Relevanz

Beim heutigen Ökumenischen Empfang anlässlich der Berlinale (6. bis 16. Februar 2014) fordert der Gastredner und Regisseur Philip Gröning („Die große Stille“, „Die Frau des Polizisten“), den Film wieder stärker in den gesellschaftlichen Diskurs zu bringen. Er wünsche sich ein Kino, das wagemutig und engagiert Themen aufgreife, die den Zuschauer herausfordern und neue Sichtweisen vermitteln. Die Kulturbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Oberkirchenrätin Dr. Petra Bahr, und der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Dr. Gebhard Fürst (Bistum Rottenburg-Stuttgart), begrüßen zahlreiche Gäste aus der Filmbranche, Kultur und Politik.

Die EKD-Kulturbeauftragte Bahr weist auf die große kulturpolitische Aufgabe hin, das Filmerbe zu sichern. „Filme gehören zum kulturellen Bild-Gedächtnis der Gesellschaft.“ Sie seien Erinnerungen daran, „wer wir waren und wie wir werden wollten. Sie sind wichtige Zeugnisse der Zeit“. Die anstehende Digitalisierung dürfe nicht zu einer kulturellen Demenz führen, vielmehr brauche es gut gepflegte Filmdepots für die bewegten Bilder. „Filme müssen bleiben, wenn sie aus den Kinos verschwunden sind.“

Bischof Fürst weist in seiner Begrüßung darauf hin, dass in diesem Jahr auch ein besonderes Jubiläum zu feiern sei. Vor 60 Jahren habe erstmals eine katholische Jury bei der Berlinale einen Preis vergeben. Die evangelische Filmarbeit habe 1963 eine eigene Jury eingerichtet, seit 1992 sei eine Ökumenische Jury vertreten. Als Vertreter eines sozial engagierten Kinos würdigt der Vorsitzende der Publizistischen Kommission den Regisseur Ken Loach: „Seine Filme leben von der Authentizität der Bilder des einfachen Lebens und der mitfühlenden Anteilnahme am Leben der kleinen Leute.“ So sei es kein Zufall, dass das Festival diesem Altmeister des britischen Kinos in diesem Jahr den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk verleihe. Schon seit langem genieße Loach die höchste Wertschätzung in der kirchlichen Filmarbeit. Kein anderer Regisseur ist häufiger mit kirchlichen Preisen ausgezeichnet worden, unter anderem mehrfach bei der Berlinale, so Bischof Fürst.

Beim Empfang wird auch die diesjährige Ökumenische Jury vorgestellt. Die Präsidentschaft hat der Bremer Pastor Dirk von Jutrczenka übernommen. Ihm zur Seite stehen Karel Deburchgrave (Belgien), Gabriella Lettini (USA), Thomas Schüpbach (Schweiz), Christoph Strack (Deutschland) und Antonio Urrata (Italien). Die Jury wird am 15. Februar ihre Entscheidungen verkünden. Die Preise gehen an Filme aus drei Sektionen: an einen Film aus dem Internationalen Wettbewerb, zwei mit jeweils 2.500 Euro dotierte Preise an einen Film aus dem „Panorama“-Programm sowie an einen Film aus dem Programm des Internationalen Forums des Jungen Films. Zusätzlich kann die Jury weitere „Lobende Erwähnungen“ vergeben.

Hannover, 9. Februar 2014

Pressestelle der EKD
Sven Waske