Kock sieht Stärke der zivilen Friedensdienste in Prävention und Nachsorge von Konflikten

26. September 2003

Militärische Fähigkeiten seien unentbehrlich, am Beispiel von Afghanistan und Irak werde jedoch deutlich, "wie wenig sie zur Entwicklung eines dauerhaften gerechten Friedens beitragen können." Das sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, in seinem Vortrag bei der Mitgliederversammlung der "Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), am Freitag, den 26. September, in Weisendorf bei Erlangen. Der Friede sei eine politische Aufgabe, keine militärische Leistung.

Die AGDF leiste genau das, was die EKD ein Jahr nach deren Gründung in ihrer Schrift "Der Friedensdienst der Christen" (1969) gefordert habe: "nämlich die Organisation eines christlich inspirierten nicht-militärischen, also zivilen Friedensdienstes," sagte der Ratsvorsitzende in seinem Vortrag unter dem Titel "Friedensdienst als Auftrag für die verfasste Kirche und unabhängige christliche Friedensdienste." Im partnerschaftlichen Dialog könnten sich die verfasste Kirche und unabhängige christliche Friedensinitiativen wie die AGDF für den Friedensdienst einsetzen und dabei voneinander lernen.

Zivile christliche Friedensdienste seien gesellschaftlich nützlich, friedenspolitisch notwendig und immer auch Ausdruck gelebten Glaubens. Sie dürften aber auch nicht mit zu hohen Erwartungen überfrachtet werden: "Mit Freiwilligen, ja selbst mit Friedensfachkräften kann man keine laufenden Kriege stoppen." Vielmehr könnten sie zur Prävention von Kriegen beitragen und einen Beitrag zur Konfliktnachsorge leisten.

Entsprechend der bereits in der EKD-Schrift entfalteten Kerngedanken zum Friedensdienst sei Frieden mehr sei als nur die Abwesenheit von Krieg. Wirklicher Friede sei immer auch mit Gerechtigkeit verbunden. Die Lehre vom gerechten Krieg hingegen müsse überwunden werden - zu oft seien damit Kriege gerechtfertigt worden, statt sie zu verhindern oder einzudämmen. Zur Friedenssicherung seien sowohl militärische als auch nichtmilitärische Formen notwendig. Keine dieser Alternativen könne zur ausschließlich christlichen erklärt werden. Die verfasste Kirche achte und unterstütze die friedenserhaltende Leistung der Bundeswehr, sagte Kock. "Sie respektiert den Dienst der Soldatinnen und Soldaten als eine auch für Christen mögliche Form verantwortlichen Handelns." Militärische Mittel seien angesichts der realen Gewalt und Willkür nötig, um Frieden zu erhalten oder Bedingungen für die Möglichkeit von Frieden wieder herzustellen.

Hannover, 26. September 2003
Pressestelle der EKD
Anita Hartmann

Hinweis:

Vortrag "Friedensdienst als Auftrag für die verfasste Kirche und unabhängige christliche Friedensdienste" im Wortlaut

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.friedensdienst.de