VELKD-Catholica-Beauftragter Manzke würdigt Ökumene-Wort der katholischen Bischofskonferenz

Den ökumenischen Weg gehen

Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke (Bückeburg), hat das heute veröffentlichte „Wort der deutschen Bischöfe zur Ökumene aus Anlass des 50. Jahrestages des Ökumenismusdekretes ,Unitatis redintegratio‘ am 21. November 2014“ unter dem Titel „Zur Einheit gerufen“ begrüßt. Seine Würdigung des Textes hat folgenden Wortlaut:

» „Der ökumenische Weg ist der Weg der katholischen Kirche“ – haben die römisch-katholischen Bischöfe Deutschlands heute in dem gemeinsamen Wort „Zur Einheit gerufen“ festgehalten. Anlass des Textes ist der kommende 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Ökumenismusdekrets auf dem 2. Vatikanischen Konzil. Für den deutschen Episkopat wurde damals mit der Verabschiedung des Dokumentes die Sorge um die Wiederherstellung der Einheit der Christen zu einer Hauptaufgabe des Zweiten Vatikanischen Konzils und „einer Sache der ganzen Kirche“ erklärt. Angesichts dieses bleibenden Grundauftrags werden in „Zur Einheit gerufen“ die ökumenischen Anliegen des Konzils erneut ins Gedächtnis gerufen, dessen unumkehrbare Bedeutung für die römisch-katholische Kirche unterstrichen und die Erträge des ökumenischen Dialogs auf den unterschiedlichen Ebenen des kirchlichen Lebens gewürdigt. Abschließend benennen die Bischöfe einige Aufgaben für die Zukunft.

Ich freue mich und bin sehr dankbar dafür, dass das Jubiläum des Ökumenismusdekrets nicht nur einzelnen ökumenisch engagierten Bischöfen eine Stellungnahme Wert ist, sondern der gesamte deutsche Episkopat sich mit der Stellungnahme gemeinsam und einmütig zur Ökumene bekennt. Dazu gehört auch die Einladung zu ökumenischen Andachten zum Jahrestag des Ökumenismusdekrets am 21. November, die bundesweit von den katholischen Bischöfen an die evangelischen Partner ausgesprochen worden ist. Dies ist ein großer Schritt des Weges, zu dem die katholischen Bischöfe die Gläubigen aber auch alle, die in ihren Diözesen Verantwortung tragen, auffordern, nämlich „die ökumenische Begegnung weiterhin und erneut zu suchen und sie als echte Chance und wirksamen Aufbruch für das Christsein in unserer Gesellschaft zu verstehen“.
Mit Freude habe ich zudem gelesen, wie die Bischöfe einige zentrale Anliegen des Konzils mit theologischen Herzensanliegen anderer Konfessionsfamilien in Beziehung setzen. So heißt es: „Die Offenbarungskonstitution ‚Dei Verbum‘ hebt die Bedeutung der Offenbarung des Wortes Gottes und der Heiligen Schrift im Leben und Handeln der Kirche hervor. Damit nimmt das Konzil Impulse auf, die auch für die Reformatoren des 16. Jahrhunderts von zentraler Bedeutung waren. In der Liturgiekonstitution ‚Sacrosanctum concilium‘ wird an den bedeutenden Schatz der Alten Kirche und der altkirchlichen liturgischen Traditionen erinnert, womit der Boden für eine Verständigung mit den orthodoxen Kirchen bereitet wurde. In der Erklärung über die Religionsfreiheit ‚Dignitatis humanae‘ bekennt sich die katholische Kirche zum weltweiten Recht der Person und der Gemeinschaft auf die soziale und bürgerliche Freiheit der Religionsausübung; dadurch kommt die katholische Kirche auch den freikirchlichen Traditionen nahe, die ganz auf die Freiheit des christlichen Bekenntnisses von staatlicher Bevormundung setzen.“

Eine der aufgeworfenen Frage scheint mir besonders dringlich: Die Bischöfe halten fest, dass sie sich mit der „unübersehbaren Vielfalt in der Christenheit“ nicht abfinden wollen. Dies könnte nahe legen, dass es innerhalb der einen Kirche gar keine Vielfalt geben könne und solle. Doch die Bischöfe fahren fort: „Dabei meint Einheit keine Uniformität, sondern eine Einheit in der legitimen Vielfalt. Die Frage, wie viel Verschiedenheit möglich ist, ohne die Einheit zu gefährden, und wie viel Einheit nötig ist, damit Vielfalt nicht zur Beliebigkeit wird, ist eine bleibende Herausforderung für die Ökumene.“ Dieses Bekenntnis der Bischöfe zur Einheit in legitimer Vielfalt finde ich für den weiteren ökumenischen Weg sehr hilfreich. Die Bischöfe benennen ein dringliches Desiderat: nämlich, dass wir zu gemeinsamen und präziseren Zielvorstellungen von „Einheit in legitimer Vielfalt“ als bisher kommen. Wie genau soll sichtbare Einheit aussehen? Wann herrscht unübersehbare Vielfalt, die abzulehnen ist, und wie weit geht eine wünschenswerte Vielfalt, die die Kirche Jesu Christi bereichert und ihren Missionsauftrag in unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten möglich macht?

„Der ökumenische Weg ist der Weg der katholischen Kirchen. Entschieden muss sie alles tun, um auf dem Weg zur Wiederherstellung der vollen Einheit voranzukommen“ – sagen die römisch-katholischen Bischöfe. Ich teile ihre Hoffnung und den Wunsch, „dass wir in der theologischen Verständigung weiter vorankommen und die erreichten Annäherungen und Übereinstimmungen von den Kirchen rezipiert werden, ähnlich wie dies in der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre bereits gelungen ist.“ Das ist aus meiner Sicht sehr ermutigend für alle ökumenischen Kontakte, Gespräche und gemeinsamen Planungen zwischen den evangelischen Kirchen in Deutschland und der katholischen Kirche. Denn der ökumenische Weg ist auch der Weg, wie wir ihn seitens der evangelisch-lutherischen Kirchen sehen. Gemeinsam haben wir ihn zu gehen und wollen dies auch tun.«

Hannover, 26. September 2014

Dr. Eberhard Blanke
Pressesprecher der VELKD