Gottesdienste zum Erntedank

Das Teilen rückt stärker in den Mittelpunkt

Mit Dankgottesdiensten und Erntefesten begehen die Christinnen und Christen in den mehr als 14.000 evangelischen Kirchengemeinden am Sonntag, 4. Oktober, das diesjährige Erntedankfest. Mit dem Fest erinnern evangelische und katholische Christen daran, dass die Ernteerträge in der Landwirtschaft eine segensreiche Gabe Gottes sind, die trotz menschlicher Bemühungen unverfügbar sind. Gott für die Ernte zu danken, gehörte zu allen Zeiten zu den religiösen Grundbedürfnissen. In den vergangenen Jahrzehnten spielten die Themen Umweltschutz, Gentechnik und Verschwendung von Lebensmitteln dabei eine wichtige Rolle. In diesem Jahr rückt angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation in zahlreichen Gottesdiensten das biblische Gebot des Teilens in den Vordergrund. Im christlichen Verständnis gehören das Danken und Teilen zusammen.

„Die Situation der Flüchtlinge beschäftigt uns in diesen Tagen so sehr wie nie zuvor“, so der Ratsvorsitzende in seiner Erntedank-Predigt im schwäbischen Höchstädt/Donau. Jeder könne sich in die Situation der Flüchtlinge hineinversetzen. „Zugleich fragen wir uns, wie diese Mammutaufgabe der Unterbringung, der Versorgung und vor allem der Integration zu schaffen ist.“ Hier gebe ihm die Zusage Christi Zuversicht, Altes neu werden zu lassen. „Ob unser Wirken gelingt oder nicht, liegt nicht in unserer Hand.“ Gott kenne unsere Nöte und Ängste und er gebe uns die Kraft, die wir brauchen. „Das ist für mich an diesem heutigen Tag ein weiterer Grund zu danken“, so der Ratsvorsitzende in dem Festgottesdienst.

Im hessischen Gießen riefen Christen dazu auf, "Erntedanktafeln der Gastfreundschaft" vor Flüchtlingsunterkünften aufzustellen. Immer mehr Menschen seien über die Not der Flüchtlinge entsetzt, wüssten aber nicht, wie sie konkret helfen könnten, schreibt die Initiative in ihrem Aufruf. Die Gießener Aktion nimmt Bezug auf die biblische Erzählung von der Speisung der 5.000. Jesus habe angesichts einer großen Zahl hungriger Menschen seine Jünger angewiesen: „Gebt Ihr ihnen zu essen!“ (Markus 6, 37).

Traditionell werden in den Kirchengemeinden die Altäre zum Abschluss der Ernte mit Feldfrüchten festlich geschmückt.

Hannover, 2. Oktober 2015

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt