Martin-Luther-Medaille der EKD an Jerzy Buzek verliehen

Nikolaus Schneider und Ursula von der Leyen würdigen ehemaligen Präsidenten des EU-Parlaments als "Baumeister des neuen Europas"

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat am heutigen Reformationstag in Heidelberg die Martin-Luther-Medaille des Rates der EKD an Prof. Dr. Jerzy Buzek verliehen. Die Preisverleihung an den ehemaligen polnischen Ministerpräsidenten und ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments fand im Zusammenhang mit einem Festgottesdienst in der Heiliggeistkirche statt. Die Laudatio auf den Geehrten hielt die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Dr. Ursula von der Leyen.

Nikolaus Schneider erinnerte in seiner Ansprache zur Verleihung der Medaille daran, dass Buzek als einer der „führenden Köpfe“ in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der ersten freien Gewerkschaft in Osteuropa, der „Solidarnosc“ aktiv war, die zu den „Wegbereiterinnen für den Fall des Eisernen Vorhangs“ gehört habe. Als Mitglied der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen habe sich Buzek in seinem politischen Leben von der Überzeugung leiten lassen, dass Christinnen und Christen auch zur Verantwortung für politische Strukturen gerufen seien.

Der Ratsvorsitzende hob hervor, dass Buzek während seiner Zeit als EU-Parlamentspräsident in besonderer Weise als „Förderer des Dialogs zwischen den Kirchen und den EU-Institutionen“ in Erscheinung getreten sei: „Dass die Europäische Union mehr als ein ökonomischer Interessenverband, sondern nach wie vor das europäische Friedensprojekt ist, war in Ihrem Wirken als Präsident des Europäischen Parlaments immer als Grundüberzeugung erkennbar“, sagte Schneider und weiter: „Der Gedanke eines solidarischen und sozialen Miteinanders war Ihnen besonders in Zeiten der Staatsschuldenkrise und drohender Entsolidarisierung ein wesentliches, auch persönliches Anliegen.“ Zudem erinnerte der Ratsvorsitzende an Buzeks Einsatz als polnischer Ministerpräsident für die Errichtung des Internationalen Zentrums für Menschenrechtsfragen in Oswiecim (Auschwitz). Schneider: „Damit haben Sie dem Gedenken an die Verbrechen und Opfer des Holocaust einen festen Ort verliehen“.

In ihrer Laudatio würdigte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen den ehemaligen polnischen Ministerpräsidenten Buzek als einen „Baumeister des neuen Europas“. Buzek verkörpere sowohl „die Umbrüche und schmerzhaften Erfahrungen, die unsere Länder in den vergangenen Jahrzehnten erfahren haben“ als auch „die freudigen Momente und hoffnungsvollen Ereignisse einer europäischen Wiedervereinigung“.

Die Ministerin erinnerte an Buzeks Verdienste im Ringen um Freiheit und Demokratie in Polen und sagte: „Die Wiedervereinigung Deutschlands hätte es ohne den Mut und die Entschlossenheit von Menschen wie Jerzy Buzek nicht gegeben. Damals begann der Bau eines neuen Europa, in denen sich Menschen frei bewegen können zwischen Breslau und Belfast, zwischen Tallin und Toledo, in dem sie frei studieren und arbeiten können, in dem es keine Grenzen mehr gibt.“ Als Präsident des Europäischen Parlaments sei Buzek nicht nur „eine Symbolfigur des vereinten Europas“ gewesen, sondern habe tatkräftig dafür gesorgt, so von der Leyen, „dass die alten und die neuen Mitgliedstaaten alte und neue Gemeinsamkeiten entdeckten.“

Die Ministerin rief dazu auf, dass die Europäer für ihre Überzeugungen eintreten sollten, auf dass deutlich werde, so von der Leyen: „Europa ist mehr als Gurkenkrümmung und Glühlampenverordnung.“ Europa, so die Ministerin weiter, sei vielmehr ein „großartiger Ort, um frei und sicher zu leben mit dem selbstverständlichen Recht der freien Meinungsäußerung und der Religionsausübung, mit einer langen Tradition der Solidarität und der Subsidiarität und mit einer langen demokratischen Tradition, die wir täglich neu sichern und verteidigen wollen.“ Deshalb, so die Ministerin abschließend, „ist uns Europa kostbar. Deshalb ist uns Europa so viel wert.“

Hannover, 31. Oktober 2013

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick