2. Bundeskongress Evangelische Schulen

Tagung in Berlin fragt nach Bildungsgerechtigkeit und Gesellschaftsverantwortung konfessioneller Schulen

Das innovative und kritische Potential evangelischer Schulen steht im Mittelpunkt des zweiten Bundeskongresses Evangelische Schule, der am 12. und 13. Oktober in Berlin stattfindet. Der Kongress beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, welchen Beitrag evangelische Schulen für eine gerechtere Bildungslandschaft leisten und wie sie verstärkt zu Teilhabe und Verantwortung in der Gesellschaft befähigen können. Dazu sind nicht nur die Vertreterinnen und Vertreter evangelischer Schulen sowie Trägervertreter/innen und Repräsentanten von Landeskirchen und Diakonie eingeladen, sondern alle an Bildungsfragen Interessierte.

988 evangelische Schulen mit 147382 Schülerinnen und Schülern gibt es nach aktuellen Erhebungen in Deutschland. Dazu zählen alle Formen der allgemein bildenden Schulen, einschließlich Förderschulen (sonderpädagogische Einrichtungen), aber auch berufsbezogene Schulen, die vor allem der Ausbildung für Sozial- und Pflegeberufe dienen. Die Nachfrage ist ungebrochen, nach wie gibt es vor allem in den östlichen Bundesländern eine anhaltende Zahl von Gründungsinitiativen, vor allem im Grundschulbereich, und entsprechende Schulgründungen. Allein in den letzten zwei Jahren wurden 27 evangelische Schulen in den östlichen Bundesländern neu gegründet. Dieser große Zuspruch ist für die Veranstalter des Kongresses Auftrag, sich an der aktuellen bildungspolitischen Debatte um mehr Bildungsgerechtigkeit im deutschen Schulwesen aktiv zu beteiligen.

Am ersten Tag zeigt Landesbischof Johannes Friedrich, Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), unter dem Stichwort "Schule gerecht denken" die Bildungsverantwortung evangelischer Schulen auf. Daran anschließend verdeutlicht Prof. Roland Reichenbach von der Universität Münster, welche Möglichkeiten gerade Schulen in freier Trägerschaft besitzen, um in der Bildungslandschaft innovativ und beispielgebend zu sein und zu bleiben.  Thematisch abgerundet wird dieser Tag mit der Preisvergabe des diesjährigen Wettbewerbs der Barbara-Schadeberg-Stiftung. Der Wettbewerb stand unter dem Motto "Schule und Gemeinde", die Preisverleihung erfolgt durch die Stifterin, Barbara Lambrecht-Schadeberg.

Am Freitag zeigen neun Workshops, wie evangelische Schulen unterschiedlicher Schulformen Kinder und Jugendliche fördern und welche besonderen thematischen Schwerpunkte sie im Blick auf ein protestantisches Bildungsverständnis setzen. Es geht um regionale Netzwerke zur Unterstützung der Erziehungsarbeit, aber auch um schulische Kontakte zur Arbeitswelt in besonders strukturschwachen Regionen.  Ansätze zur schulischen Förderung von Jugendlichen mit besonders schwierigen Schulkarrieren werden ebenso vorgestellt wie Unterstützungsmodelle für besonders Begabte. Wie lassen sich Wirtschaft und Ethik verbinden, und wie können existenzielle und religiöse Fragen und Erfahrungen in Unterricht und Ausbildung eingebunden werden, so lauten weitere Workshopthemen.

Nach diesem schulpraktischen Teil diskutiert ein Podium, zusammengesetzt aus Vertreter/innen von Politik, Kirche und evangelischem Schulwesen, das Verhältnis von staatlichen Schulen und Schulen in evangelischer Trägerschaft und stellt die Frage nach den notwendigen Ressourcen für eine "gerechte" Bildung. Mit einem Vortrag von Prof. Thomas Rauschenbach, München, zum Potential außerschulischer Lernwelten öffnet sich der Kongress zum Abschluss für eine Perspektive, die Bildung nicht nur von der Schule aus denkt und auf die Gesamtverantwortung aller Bildungsträger und politisch Verantwortlichen verweist.

Die Veranstaltung wird vom Arbeitskreis Evangelische Schule in Kooperation mit der Evangelischen Akademie zu Berlin durchgeführt. Der Arbeitskreis vertritt alle Schulen, Internate und Schülerheime in evangelischer Trägerschaft und vereint deren kirchliche und diakonische Träger sowie die verschiedenen Schulstiftungen und Schulverbände.

Hannover, 05. Oktober 2006

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Hinweis:

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