Getreideverbrennung zur Energiegewinnung

Stellungnahme des Agrarbeauftragten der EKD

Zur Verbrennung von Getreide zur Energiegewinnung hat sich der Beauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für agrarsoziale Fragen, Clemens Dirscherl, in der Woche nach dem Erntedankfest geäußert. Angesichts niedriger Getreidepreise gewinne für die Landwirtschaft die Getreideverbrennung zunehmend an finanzieller Attraktivität. Zudem ließen die Begrenztheit der fossilen Energieträger sowie deren klimaschädigenden Emissionen Getreide als Energieressource stärker in den Blickpunkt rücken, so Dirscherl in seiner Stellungnahme. Gleichzeitig stoße die Getreideverbrennung in der öffentlichen Meinung jedoch auf erhebliche emotionale Vorbehalte. Deswegen sei eine differenzierte ethische Abwägung erforderlich.

Dirscherl listet dazu die unterschiedlichen Argumente aus ökonomischer, ökologischer, technologischer, agrar- und entwicklungspolitischer Sicht auf. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei die ethisch-moralische Begründung aus christlicher Perspektive ein. Einerseits werde Getreide unter anderem auch über die Bitte um das täglich Brot im Vater unser eine erhebliche kultursymbolische Bedeutung beigemessen, andererseits ermögliche der göttliche Schöpfungsauftrag dem Menschen, in christlicher Freiheit vorhandene Ressourcen – auch Getreide - kreativ zu nutzen, um in nachhaltiger Verantwortung auch den künftigen Generationen gerecht zu werden.

Zusammenfassend plädiert Dirscherl dafür, dass die energetische Nutzung von Getreide sich daran orientieren solle, einfache wirtschaftliche Renditeerwartungen mit ausschließlicher technizistischer Orientierung zu vermeiden (Vorsicht walten zu lassen), das Leitbild ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit zu berücksichtigen (Weitsicht walten zu lassen) und die erheblichen emotionalen Vorbehalte, die es gegenüber der Getreideverbrennung gibt, politisch zu akzeptieren (Nachsicht walten zu lassen).

Hannover, 07. Oktober 2005

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Die Stellungnahme des EKD-Agrarbeauftragten im Wortlaut