Das reformatorische Feuer neu entfachen

Bischof Wolfgang Huber zum Reformationstag

Die Botschaft der Reformation fordere dazu auf, Ideen zur Erneuerung der Kirche zu entwickeln. Das sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in einer Predigt zum Reformationstag am 31. Oktober. "Durch Konzentration auf das Wesentliche wollen wir das Feuer wieder entfachen, das in der reformatorischen Glut unserer Kirche enthalten ist", so Huber in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Die These von der sich stets reformierenden Kirche - der ecclesia semper reformanda - betreffe den Kern evangelischen Selbstverständnisses.

Der Satz des Apostels Paulus, dass "der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben", sei für Martin Luther die Kernaussage des Evangeliums gewesen. Diese Verhältnisbestimmung von Gott und Mensch sei die "eigentlich reformatorische Grundschicht", die immer wieder neu zur Geltung gebracht werden müsse, so der Ratsvorsitzende. "An dir liegt es nicht! Sondern an Gott allein!"

"Allein durch den Glauben" bedeute heute dreierlei, so Huber weiter: Klarheit und innerliche Freiheit zu gewinnen. Aus dieser Freiheit heraus beharrlich und hoffnungsvoll für die Welt einzutreten. Und drittens Ideen zur Erneuerung der Kirche zu entwickeln. Die Glaubenscourage des Reformators Martin Luther, die in seinen Worten "Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen" zum Ausdruck kam, habe mit der unantastbaren Würde des Menschen vor Gott zu tun, an der gerade dann festgehalten werde, wenn sie in der Wirklichkeit "mit Füßen getreten werde".

Die bedingungslose Barmherzigkeit Gottes befreie zu guten Taten, weil sie diese nicht zur Voraussetzung der Gnade mache. "Die Pointe besteht in der Anerkennung vor Gott", erklärte der Ratsvorsitzende. Im Blick auf sie sei kein Werk nötig. "Doch genau dies eröffnet Freiheit und Klarheit für das Tun." Was für einzelne gelte, gelte auch für die Kirche. "Gut von Gott zu reden und dem Nächsten Gutes zu tun: dies bleiben ihre Hauptaufgaben in üppigen wie in kargen Zeiten, unter leichten Bedingungen wie unter schweren."

"Wir wollen die geistliche Substanz wieder frei legen, um die es damals ging und heute geht", schloss Huber seine Predigt. Es gelte, Gottes freie Gnade zu verkündigen, damit Menschen ihre Freiheit wahrnehmen und nach ihr leben könnten.


Hannover, 29. Oktober 2004

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Predigt im Wortlaut