"Einsicht in die Begrenztheit allen menschlichen Forschens bewahren"

Landesbischof Friedrich zur Gründung des Hochschulbeirats der EKD

„Die Evangelische Kirche will durch ihre Präsenz an den Hochschulen Menschen dazu befähigen, die Grenzen der je eigenen Erkenntnis wahrzunehmen und zu reflektieren und in dem Wissen um diese eigenen Grenzen den Dialog mit anderen Wissenschaften zu suchen, um so zum Wohle der Menschen und der Gesellschaft zu arbeiten.“ Mit diesen Worten beschrieb der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich, Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Motivation der EKD, einen Evangelischen Hochschulbeirat einzusetzen. Am heutigen Dienstag wurde die Eröffnung des Hochschulbeirats mit einem Festakt in der Humboldt-Universität Berlin begangen. Friedrich, vom Rat der EKD zum Vorsitzenden des Beirats berufen, hielt die Andacht zu Beginn der Feierlichkeiten. Dem neu gegründeten Beirat wolle er die Worte aus dem 28. Kapitel des Buches Hiob mit auf den Weg geben, sagte der Bischof. In diesem „Lied von der Weisheit“ stehe am „Ende die tiefe Einsicht in die Begrenztheit allen menschlichen Forschens und Denkens“.

Die konstituierende Sitzung des Hochschulbeirats stand unter der Überschrift „Wissenschaft und Glaube – (k)ein Widerspruch“. Friedrich verwies darauf, dass „Wissenschaft und Glaube“ auch als „Weisheit der Welt und Weisheit Gottes“ bezeichnet werden könnten. Hiob beschreibe den Forscherdrang seiner Zeit – die Weisheit der Welt - mit beeindruckenden Bildern: „Mit allen Mitteln der Kunst werden die Berge umgegraben und die Erde erforscht, damit Gold und Saphir und andere Bodenschätze ans Licht kommen.“ Aber das „Lied von der Weisheit“ lasse keinen Zweifel: „Mit naturwissenschaftlicher Fragestellung ist die Weisheit Gottes nicht zu ergründen. Weil sie sich auch allen ökonomischen Zusammenhängen entziehe, stehe die Weisheit Gottes „über den Zweckrationalismen, denen die Weisheit der Welt unterworfen ist“, unterstrich Friedrich. Daher, so seine Bilanz, müsse die Arbeit des Hochschulbeirats immer von dem Bewusstsein bestimmt sein: „Auch als Theologinnen und Theologen haben wir nicht tiefere Einsicht und höhere Weisheit, sondern in der Vielfalt der Wissenschaften näheren wir uns den Phänomenen unseres Lebens und unserer Welt in unterschiedlichen Perspektiven.“

Gerade in Grenzfragen der Wissenschaft, betonte der Beiratsvorsitzende, sei dabei aber nicht immer leicht zu erkennen, was „zum Wohl und was zum Wehe zukünftiger Generationen“ diene. Vor der Anwendung des Machbaren sei immer zu einer Güterabwägung zu kommen. „Evangelische Präsenz an den Hochschulen will ethische Hilfestellung bei solcher Güterabwägung geben.“ Immer wieder sei danach zu fragen, ob Weisheit der Welt und Weisheit Gottes im richtigen Verhältnis stünden bei den Maximen des wissenschaftlichen Arbeitens. Denn, so betonte Friedrich, „in all unserem Forschen und Tun“ bleiben wir darauf angewiesen, „dass Gottes Hand uns trägt.“

Der neu berufene Evangelische Hochschulbeirat soll die kirchlichen Akteure an der Hochschule vernetzen, Expertisen zu hochschulpolitischen Themen zu erarbeiten sowie Veranstaltungen zum Verhältnis von Kirche und Hochschule durchzuführen. Vertreten sind die Evangelische Akademikerschaft, der Rat der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG), die Studentenmission in Deutschland (SMD), die Studierendenpfarrkonferenz, das Evangelische Studienwerk e.V. Villigst, die Evangelischen Akademien und die Referentenkonferenz für die Studierenden- und Hochschularbeit. Ebenso werden verschiedene Wissenschaften, die Evangelisch-theologischen Fakultäten und die Hochschulleitung im Evangelischen Hochschulbeirat repräsentiert.

Berlin, 09. Oktober 2007

Pressestelle der EKD
Karoline Lehmann