Kirche ermutigt zu politischer Verantwortung

Leitender Bischof der VELKD gibt Bericht vor Generalsynode

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin), sieht die Rolle der Kirche darin, die Menschen zu ermutigen, „im privaten und öffentlichen Bereich Verantwortung zu übernehmen“. Das schließe auch ein, Leitungsverantwortung zum Nutzen aller zu übernehmen. In seinem Bericht vor der VELKD-Generalsynode sagte er: „Wenn Kirche sich nicht einmischt in politische Angelegenheiten, wenn Menschenrechte bedroht oder Flüchtlinge abgewiesen werden, dann ist Kirche nicht Kirche, dann verrät sie ihren Auftrag geradezu.“ Die Reformation habe zwar eine falsche Entgegensetzung von Weltlichem und Geistlichem aufgehoben, das Verhältnis von Kirche und Politik bleibe aber spannungsreich. Einerseits halte die lutherische Tradition die Politik für unerlässlich, da sie dafür sorge, „dass es überhaupt eine Ordnung“ gebe. Andererseits relativiere der Gottesglaube die Gegebenheiten und lasse eine andere und größere Dimension als die Politik aufscheinen. „Keine politische Struktur, auch nicht die der Demokratie, ist vor Missbrauch gefeit.“ Ulrich stellte seinen Bericht in den Zusammenhang des Themenjahres 2014 „Reformation und Politik“ auf dem Weg zu „Luther 2017 – 500 Jahre Reformation“.

Auf die Frage nach der Einheit der Kirchen verwies der Leitende Bischof auf die in Jesus Christus geglaubte Einheit. „Diese Einheit ist uns vorgegeben, wir stellen sie nicht her. Alles, was sonst noch über Einheit zu sagen ist, muss sich davon ableiten lassen.“ Dazu gehöre auch die konfessionelle Vielfalt. „Das eine Evangelium wird schon in der Heiligen Schrift von vier unterschiedlichen Evangelisten bezeugt. Auf diesem Hintergrund ist auch die Vielgestaltigkeit der Konfessionen und Kirchen evangeliumsgemäß.“ Die eigene Identität ergebe sich für die lutherischen Kirchen aus ihren Bekenntnissen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Bekenntnisse der Reformationszeit in ihrer grundlegenden Art uns bis heute prägen und uns Orientierung für unseren Weg in die Zukunft sind“, so der Leitende Bischof.

Ulrichs Bericht vor der Generalsynode war der zweite in seiner Zeit als Leitender Bischof der VELKD. Die 6. Tagung der 11. Generalsynode findet vom 7. bis 9. November in Düsseldorf statt.

Düsseldorf, 7. November 2013

Dr. Eberhard Blanke
Pressesprecher der VELKD