Ein Anwalt der Glaubwürdigkeit

Helmuth Nürnberger zeigt das „protestantische Profil“ von Theodor Fontane

Der große Erzähler Theodor Fontane (1819-1898) steht im Mittelpunkt des Vortrags, mit dem die Theologische Vortragsreihe „Berliner Protestantische Profile“ im neuen Jahr wieder aufgenommen wird. Professor Helmuth Nürnberger aus Freienwill wird am Mittwoch, 11. Januar, um 18 Uhr, im Berliner Dom einen besonderen Bereich des Schaffens des berühmten Schriftstellers betrachten: Er skizziert Fontanes Sicht der religiösen Zeitsituation, der christlichen Konfessionen, der institutionalisierten Kirche und die Perspektiven individueller Glaubenserfahrung, wie sie sich in vielen Teilen seines Werkes niedergeschlagen hat.

Der Vortrag Nürnbergers wird sich am Werk Fontanes orientieren, gleichwohl aber – beginnend mit der hugenottischen Herkunft des Autors - auch den unabweisbaren Zusammenhang von Werk und Biografie berücksichtigen. Nürnberger geht davon aus, dass der heutige Leser Fontane zwar aus dem Abstand einer anderen Zeit liest, trotzdem aber noch immer verwandte oder ähnliche Erfahrungen macht und für das, was der Schriftsteller zu sagen hat, empfänglich ist. Aus diesem Grund sei der Schriftsteller für Hunderttausende Menschen zum Anwalt oder Kritiker spezifischer Werte oder Verhaltensweisen geworden. Dabei, so Nürnberger, galt Fontane die Glaubwürdigkeit der Bekenner, die Übereinstimmung von Wort und Tat, stets als wichtiges Urteilskriterium.

Professor Helmuth Nürnberger ist Ehrenpräsident der Theodor Fontane Gesellschaft. Er lehrte deutsche Literatur an den Universitäten Flensburg und Hamburg. Er ist Mitherausgeber der „Werke, Schriften und Briefe Fontanes“ sowie des „Fontane-Handbuches“ und schrieb die Monographien „Der frühe Fontane“ und „Fontanes Welt“ sowie die weit verbreitete Rowohlt-Monographie. Die Moderation des Abends wird Präsident Wilhelm Hüffmeier, Leiter der Kirchenkanzlei der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK), übernehmen.
 
Der nächste Vortrag der von der UEK gemeinsam mit der Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin veranstalteten Reihe findet am Mittwoch, 8. Februar, statt. Professor Christoph Markschies von der Berliner Humboldt-Universität wird über den Berliner Theologen Adolf von Harnack sprechen.

Berlin, 5. Januar 2006

Pressestelle der UEK
Karoline Lehmann

Die Erste Theologische Vortragsreihe fand 1999 unter dem Titel „Das Wesen des Christentums in seiner evangelischen Gestalt“ statt. Im Frühjahr 2002 folgte die zweite Reihe, eine Auseinandersetzung mit der Schöpfungsgeschichte: „Die Welt als Schöpfung und als Natur. Der Christliche Glaube und die naturwissenschaftliche Weltsicht“. Auslöser für das Thema der Dritten Staffel – „Leben im Schatten des Bösen. Gespräche zu einer ungelösten Menschheitsfrage – war die Dimension des Bösen, die seit dem 11. September 2001 die Welt erschüttert. Alle bisherigen Reihen wurden im Neukirchener Verlag veröffentlicht.