"Hoffnung für diese Welt und über diese Welt hinaus"

Neujahrspredigt der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann

Die Lebenszusage Gottes ermutige Menschen, gegen das Erschreckende in dieser Welt anzugehen, so Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), in ihrer Predigt im Neujahrsgottesdienst in der Dresdner Frauenkirche. Die Jahreslosung „Euer Herz erschrecke nicht – glaubt an Gott und glaubt an mich“ sei eine wunderbare Zusage angesichts einer Welt, in der nicht alles gut sei. „Wir müssen nicht deprimiert oder mit gesenktem Haupt ins neue Jahr gehen“, so die Bischöfin. „Wir glauben an den auferstandenen Christus und nicht an einen Toten. Wir haben Hoffnung für diese Welt und über diese Welt hinaus. Deshalb können wir die Spannung aushalten zwischen Erschrecken und Gottvertrauen, zwischen Ängsten und Mut zur Weltverbesserung.“ 

Der Beginn eines neuen Jahres stehe meist „in einer Spannung zwischen der Hoffnung, dass alles gut wird, und den Ängsten, dass Schweres auf uns zukommen könnte.“ Grund zum Erschrecken gebe es genug: „Erschrecken - weil ich erkenne, dass es keine Perspektive gibt für mein Leben. Ich werde nicht mithalten können beruflich, in der Schule, im Leistungssport. Erschrecken - meine Ehe wankt, ich befinde mich in einem Hamsterrad, So geht es nicht weiter. Erschrecken - ich habe Schuld auf mich geladen. Das kann ich nicht wieder gut machen, da gibt es keinen Weg zurück. Erschrecken - ich bin krank, ich werde sterben. Das muss ich begreifen: mein Leben ist endlich.“ 

Diesen existenziellen Fragen gingen viele Menschen lieber aus dem Weg, denn sich damit auseinander zu setzen, brauche Mut und Vertrauen: „Gottvertrauen, wie Jesus es meint mit dieser Aufforderung: Glaubt an Gott und glaubt an mich. Vertraut euch an! Ihr könnt nie tiefer fallen als in Gottes Hand. Und Gott weiß etwas vom Leben, weil er eben nicht in fernen Himmelswelten blieb, sondern mitten unter uns war, auch Leid, Sterben und Tod kennt. An ihn glauben heißt, die Spannungen unseres Lebens auch im neuen Jahr nicht ausblenden, sondern mutig aus Gottes Hand nehmen, was kommt und unser Leben verantwortlich gestalten, so gut wir es vermögen. Wenn wir beten, nehmen wir diese Haltung an: Vertrauen wagen und Mut erbitten.“ 

Hannover / Dresden, 01. Januar 2010 

Pressestelle der EKD
Silke Römhild