Sechste Serbien-Tagung vom 31.10. bis 2.11.2004 in Berlin:

Kirchen tragen gemeinsam zur Versöhnung und zum Zusammenwachsen Europas bei

Unter dem Motto „Der Osten im Westen und der Westen im Osten“ trafen sich auf Einladung der Serbischen Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa, der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung führende Kirchenvertreter, Politiker und Wissenschaftler vom 31. Oktober bis 2. November 2004 in Berlin zur sechsten Serbien-Tagung. Ausgehend von den unterschiedlichen Vorstelllungen, die jeweils mit den Begriffen Ost und West verbunden werden, wurde intensiv über die Frage diskutiert, welche geographischen, historischen, religiösen und politischen Faktoren die Identität des Menschen im heutigen Serbien-Montenegro bestimmen.

Im Gespräch über einige historische Daten, die für das serbische Geschichtsbild wichtig sind, wurde deutlich, dass für die Zukunft Serbiens und für das Zusammenwachsen der Völker Europas ein neuer Umgang mit der Geschichte notwendig ist.

Dazu gehört die Erkenntnis, dass sich die Region des ehemaligen Jugoslawiens Jahrhun-derte im Macht- und Spannungsfeld zwischen antagonistischen Großreichen befand. Dies hat zu gegensätzlichen Identitätskonzepten gerade auch unter Kirchen und Religions-gemeinschaften geführt. Deren zentrale Aufgabe liegt heute darin, nicht nur das eigene Leid, sondern auch das Leid des Anderen wahrzunehmen und öffentlich zu benennen. Indem die Kirchen zur Überwindung einer einseitigen Erinnerungskultur beitragen, schaffen sie wesentliche Voraussetzungen für Versöhnungsprozesse. Bischof Ignjatije von Branicevo, Vertreter des Hl. Synods der Serbischen Orthodoxen Kirche, unterstrich in diesem Zusammenhang, dass das Versöhnungshandeln der Kirchen in ihrem Glauben an Gott wurzelt, der sich in Christus mit der Welt versöhnt hat. Für die Kirchen gilt es, diese Botschaft zu verkündigen und zu leben und damit den Menschen Wege aus der Gefangenschaft der Geschichte zu eröffnen.

Die Vertreter der serbischen Politik betonten, dass sie die Zukunft Serbiens in einer aktiven Mitgestaltung Europas sehen.

Alle Beteiligten stimmten darin überein, dass den Kirchen gemeinsam eine große Bedeutung zukommt, zur Versöhnung und zum Zusammenwachsen Europas beizutragen.

Hannover, 03. November 2004

Pressestelle der EKD


Teilnehmende an der Tagung:

Hein-Peter Albrecht, Scharnhorst, Oberstleutnant a.D., Head of Department, Ministry of Transport & Communication UNMIK, Kosovo a.D.

Dr. Milenko Andjelic, Bread of Life, Belgrad

Pastor Karoly Beres, Reformierte Christliche Kirche in Jugoslawien, Novi Sad

Erzpriester Radovan Bigovic, Theologische Fakultät, Belgrad

Jelena Boskovic, Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa, Hannover

Botschafter Milovan Bozinovic, Berlin

Prof. Dr. Thomas Bremer, Universität Münster

Ankica Dragin, Reformierte Christliche Kirche in Jugoslawien, Novi Sad

Jürgen Gansäuer, Präsident des Niedersächsischen Landtages, Hannover

Pfarrer Christian Garve, „Ökumenischer Dienst / Schalomdiakonat“, Wethen

OKRin Antje Heider-Rottwilm, Leiterin der Europaabteilung der EKD, Zentralausschuss Konferenz Europäischer Kirchen, Hannover

Bischof Stanislav Hocevar, Erzbischof von Belgrad, Vorsitzender der Bischofskonferenz Serbiens und Montenegros

Bischof Dr. Josef Homeyer, Bischof von Hildesheim, Vorsitzender der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (ComECE)

Bischof Ignjatije von Branicevo, Pozarevac

Priester Prof. Dr. Viorel Ionita, KEK-Büro Genf

Prinz Vladimir von Jugoslawien

Andreas Klein, Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin

Diakon Radomir Kolundzic, Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa, München

Catherine Kolundzic, München

Bischof Konstantin von Mitteleuropa, München

Bischof Dr. Rolf Koppe, Evangelische Kirche in Deutschland, Leiter der Ökumene- und Auslandsarbeit der EKD, Hannover

Vladan Kostadinovic, Priesterseminar Kragujevac

Steffie Lamers, Kultusministerin a.D., Berlin

Jehona Lushaku, Universität Hannover, Projekt European Studies

Prof. Dr. Smilja Marjanovic-Dusanic, Philosophische Fakultät, Belgrad

Markus Meckel, MdB, Außenminister a.D., SPD-Bundestagsfraktion, Berlin

Dragan Mitrovski, Vorstand der Serbischen Orthodoxen Kirchengemeinde Berlin

Anne-Marie Müller, Ökumenisches Informationszentrum Dresden

Dr. Johannes Oeldemann, Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik, Paderborn

Erzpriester Milan Pejic, Generalvikar und Vorsitzender der Kommission Kirche und Gesellschaft der Serbischen Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa, Hannover

Ksenija Petrovic, Universität Jena

Pfr. Jürgen Peylo, Evangelische Landeskirche in Württemberg

Frau Brunhilde Peylo, Evangelische Landeskirche in Württemberg

Tihomir Popovic, Kommission Kirche und Gesellschaft der Serbischen Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa, Hochschule für Musik und Theater Hannover

Kanoniker Anton Rojc, Belgrad

Gregor Schneider-Blanc, Diözese Hildesheim, Fachbereich Diakonie

Erzpriester Dragan Sekulic, Serbische Orthodoxe Kirche in Berlin

Vlajko Senic, MdP, Belgrad

Aca Singer, Jüdische Gemeinde in Serbien, Belgrad

Dimitrije Stefanovic, D.Phil. (Oxon), Serbische Akademie der Wissenschaften und Künste, Belgrad

Erzpriester Prof. Dr. Ljubivoje Stojanovic, Religionsministerium Serbiens, Belgrad

Snezana Stojkovic, Religionsministerium Serbiens, Belgrad

Dragica Tadic, Christliches Kulturzentrum, Belgrad

Br. Karl Thalmann, Bistum Hildesheim

Prof. Dr. Rudolf Uertz, Konrad-Adenauer-Stiftung, St. Augustin

Dr. Stefan Vasel, Persönlicher Referent des Präsidenten des Niedersächsischen Landtages

Lore Weber, Vorstandsmitglied von Church and Peace, Berlin

Peter Weiß, Mitglied des Bundestages (CDU), Berlin

Helmut Wiesmann, Deutsche Bischofskonferenz, Bonn

Nikola Zivkovic, Journalist, Berlin-Korrespondent von „Nin“ und „Glas“, Belgrad

Dolmetscher:
Slobodan Popovic
Ivana Arsenijevic


Programm der Tagung:

Serbien: "Der Osten im Westen und der Westen im Osten"
1054 – 1204 – 1804 – 2004,
Konferenz in Berlin, 31. Oktober – 2. November 2004

Sonntag, 31. Oktober 2004

10.00 Uhr: Liturgie in der Serbischen Orthodoxen Kirche des Hl. Sava
Ruppiner Str. 28
13355 Berlin/Wedding

13.00 Uhr: Mittagessen in den Räumen der Berliner Serbischen Orthodoxen Kirchengemeinde

17.30 Uhr: Begrüßung und Gebet:

Bischof Konstantin Djokic, serbischer orthodoxer Bischof von Mitteleuropa

Grußworte der Mitveranstalter:
OKRin Antje Heider-Rottwilm, EKD
Helmut Wiesmann, DBK,
Prof. Dr. Rudolf Uertz, KAS

Grußwort: Botschafter Milovan Bozinovic

Vorstellung der Teilnehmenden
Moderation: OKRin Antje Heider-Rottwilm, Erzpriester Milan Pejic

19.00 Uhr: Abendessen

20.00 Uhr: "Ost und West in der europäischen Kultur- und Religionsgeschichte"
Prof. Dr. Thomas Bremer, Universität Münster

21.30 Uhr: Abendsegen

Montag, 1. November 2004

7.30 Uhr: Heilige Messe aus Anlass des Festes Allerheiligen, Bischof Stanislav Hocevar, Bischof Dr. Josef Homeyer. Teilnahme anderer Konfessionen willkommen. Die Messe wird zelebriert in der Kapelle der Katholischen Akademie, Hannoversche Str. 5, 10115 Berlin

8.30 Uhr: Frühstück

9.30 Uhr: "Östliches und Westliches im mittelalterlichen Serbien"
Prof. Dr. Smilja Marjanovic, Universität Belgrad

Moderation: Gregor Schneider-Blanc, Tihomir Popovic

11.00 Uhr: Pause

11.30 Uhr: "Orient und Okzident in der serbischen Kirchengeschichte"
Vladan Kostadinovic, Priesterseminar Kragujevac

Moderation: Gregor Schneider-Blanc, Tihomir Popovic

13.00 Uhr: Mittagessen

14.30 Uhr: "Die Auswirkungen der historischen Erfahrungen auf die Beziehungen zwischen den Konfessionen"

Erster Teil: im Blick auf die Erfahrung in Serbien

Bischof Ignjatije von Branicevo, Serbische Orthodoxe Kirche, Erzbischof Stanislav Hocevar von Belgrad, katholische Kirche, Pastor Karoly Beres, Reformierte Christliche Kirche in Serbien, Aca Singer, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde aus Serbien

16.00 Uhr: Pause

16.30 Uhr: Zweiter Teil: im Blick auf die ökumenische Zusammenarbeit der Kirchen:

Bischof Dr. Rolf Koppe, Bischof Dr. Josef Homeyer, Priester Prof. Dr. Viorel Ionita, KEK-Büro Genf

Moderation: Helmut Wiesmann, Erzpriester Milan Pejic

18.00 Uhr: Pause und Büffet

19.00 Uhr: „Gefangen in der Geschichte?“ Perspektiven heutiger Politik

Podiumsdiskussion mit Jürgen Gansäuer, Präsident des Niedersächsischen Landtages, Markus Meckel, MdB, Peter Weiß, MdB, Vladimir Bozovic, Serbisches Innenministerium, Botschafter Milovan Bozinovic, Vlajko Senic, MdP

Moderation: Andreas Klein, Tihomir Popovic

21.30 Uhr: Abendsegen

Dienstag, 2. November 2004

8.00 Uhr: Frühstück

Aufbruch zum Büro des Bevollmächtigten der EKD
(Charlottenstraße 53-54, 10117 Berlin)

9.15 Uhr: Morgengebet in der Kapelle

9.30 Uhr: Politische Konsequenzen für die Gestaltung des Zusammenlebens von Konfessionen und Religionen: Ein neues Religionsgesetz in Serbien

Priester Prof. Dr. Ljubivoje Stojanovic und Snezana Stojkovic, Religionsministerium Serbiens, Steffie Lamers, Kultusministerin a.D.

Moderation: OKRin Antje Heider-Rottwilm, Erzpriester Milan Pejic

10.30 Uhr: Abschluss und Reisesegen

11.00 Uhr: Imbiss auf Einladung des Bevollmächtigen der EKD

Kontakt in Deutschland:

Tihomir Popovic
Serbische Orthodoxe Kirche
Mengendamm 16c
30177 Hannover
Telefon: 0511 / 690 995 52
Fax: 0511 / 690 995 53
e-Mail: SOKDiakonia@aol.com

Die Konferenz wurde von der Zwischenkirchlichen Arbeitsgruppe Serbien der Serbischen Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz vorbereitet.