Bericht des Leitenden Bischofs vor der 11. Generalsynode der VELKD

Pluralität gehört zum Protestantismus

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin), hat sich in seinem Bericht vor der in Dresden tagenden Generalsynode für den Beschluss zur Fortentwicklung des Verbindungsmodells zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Union Evangelischer Kirchen (UEK) und der VELKD ausgesprochen. „Wir brauchen einen gleichlautenden Beschluss in allen drei Gremien, wir haben deshalb eine hohe Verantwortung.“ In der weiteren Zusammenarbeit komme es darauf an, „eine gute Balance von Eigenständigkeit und Dienstbarkeit“ zu wahren. Mit der Anerkenntnis der EKD als Kirche komme ihr die Aufgabe zu, für die konfessionelle Pluralität des Protestantismus einzustehen. „Es spricht für eine Gemeinschaft, dass sie innere Pluralität zulässt, ja diese Pluralität als Reichtum begreift und so zum Reichtum werden lässt.“ Wenn das „Anderssein des Anderen“ als Reichtum verstanden werde, könne der weitere Prozess „einen guten Verlauf nehmen“, so der Leitende Bischof. In den anstehenden Veränderungsprozessen sei „eine Änderung der Haltung die Basis für strukturelle Änderungen“. Dies betreffe allerdings nicht die Existenz der konfessionellen Bünde: „Sowohl innerhalb der VELKD als auch in der gemeinsamen Steuerungsgruppe haben wir uns darauf verständigt, dass es nicht das Ziel ist, die VELKD aufzulösen. Dies festzuhalten ist ein wichtiger Fortschritt. Denn es eröffnet zugleich die Möglichkeit für eine weitere Einsicht: Die VELKD versteht sich ausdrücklich als ein Teil der EKD.“

Ulrich hatte seinen Bericht unter das biblische Motto „Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor“ (Römerbrief 12, 10) gestellt. Eine besondere Weise der gegenseitigen Ehrerbietung habe er bei einer Konsultation der Bischofskonferenzen der VELKD und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania erfahren. „Wir leben in einer sehr bunten, plural gewordenen Welt. Ganz unterschiedliche Lebenswelten, die früher kaum eine Chance hatten, einander zu begegnen, sind nun nur wenige Flugstunden voneinander entfernt.“ Ehrerbietung ermögliche, „Pluralität nicht nur zu ertragen, sondern vielleicht sogar fruchtbar zu machen“, so Ulrich.

Ein Gleiches gelte für die Vorbereitungen auf das Reformationsjahr 2017. „Das Reformationsjubiläum, auf das wir zugehen, hat Auswirkungen auf unsere ökumenischen Beziehungen hier vor Ort in Deutschland.“ Die evangelischen Kirchen seien herausgefordert, auch die katholischen Glaubensgeschwister im Blick zu behalten. „Wo ist die Grenze zwischen Hochmut, gebotener Rücksichtnahme und unangemessener Selbstverleugnung?“

Der Leitende Bischof beschloss seinen Bericht mit einem Dank an die Synodalen, die Gremienvertreter und Mitarbeitenden der VELKD. „Sechs Jahre lang haben Sie den Kurs unserer Kirchen mit bestimmt. Viel Zeit und Kraft haben Sie eingebracht. Dafür gebührt Ihnen ein großer Dank.“

Hinweis: Weitere Informationen unter www.velkd.de.

Dresden, 6. November 2014
Dr. Eberhard Blanke
Pressesprecher der VELKD