Funktionierende Zusammenarbeit ist Normalfall

Catholica-Beauftragter der VELKD gibt Generalsynode Ökumene-Bericht

Die Kirchen werden ihrem Auftrag besser gerecht, wenn sie ihn als gemeinsame Aufgabe verstehen. Darauf hat der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel), aufmerksam gemacht. „Unser Wort wird kräftiger, wenn wir es gemeinsam sagen“, betonte er in seiner Analyse vor der Generalsynode der VELKD am 22. Oktober in Goslar über aktuelle Entwicklungen in der römisch-katholischen Kirche. Das Funktionieren der Ökumene auf den Ebenen des praktischen Miteinanders in Gemeinden und Kirchenkreisen sei der „Normalfall“. Zur „guten gelebten Ökumene“ auf diesen Ebenen gehöre auch die „funktionierende Zusammenarbeit auf manchen Feldern der Diakonie, der Bildung des Dienstes an Kindern und Jugendlichen und selbst der Seelsorge“. Insbesondere dort, wo eine der beiden Kirchen in einer deutlichen Diasporasituation sei, sei es üblich, dass Gemeindeglieder manche Dienste der anderen Kirche in Anspruch nähmen.

Der Braunschweiger Landesbischof monierte, dass die letzte Veröffentlichung der römisch-katholischen Glaubenskongregation – „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre von der Kirche“ – „ärgerlich und traurig“ mache. „Ärgerlich, weil dadurch, dass uns immer wieder gesagt wird, wir seien aus der Sicht Roms keine Kirche, immer wieder auch Wunden aufgerissen werden und Abkühlung entsteht.“ So ein Dokument wirke wie eine „kalte Dusche“. Traurig mache der Text aus folgenden Gründen: „Zum einen, weil sich die römisch-katholische Kirche damit selbst isoliert.“ Indem die eigene Sicht absolut gesetzt und damit die notwendig anzuerkennende Perspektivität geisteswissenschaftlicher Aussagen negiert werde, verabschiede sich der Vatikan aus dem Kreis ernst zu nehmender wissenschaftlicher Theologie. Zum anderen, weil solche Dokumente – „wahrscheinlich bewusst und gewollt – vor allem auf die wachsende Zahl in den eigenen Reihen zielen, die ökumenisch voran wollen, vor allem in den Gemeinden“. Unabhängig von der ausgelösten Verärgerung sollten wir „das Unsrige dafür tun, das Klima durch den Text der Glaubenskongregation nicht weiter abkühlen zu lassen“, empfahl der Catholica-Beauftragte.

In seinem Bericht forderte er dazu auf, die Ökumene in der Ausbildung künftiger evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Lehrerinnen und Lehrer „gleichsam als eine Selbstverständlichkeit“ zu integrieren. „Es darf nicht sein, dass unsere Fachleute für Religion mit lediglich zufälligem ökumenischem Wissen ins Pfarr- oder Lehramt kommen.“

Weber informierte die Generalsynode, dass der Vorsitzender der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Karl Kardinal Lehmann, inzwischen offiziell mitgeteilt habe, dass die DBK der Einsetzung einer dritten Bilateralen Arbeitsgruppe mit der VELKD zugestimmt habe. Nach Auffassung des Catholica-Beauftragten seien die lutherischen Kirchen wegen ihres klaren konfessionellen Profils die vor allem gesuchten Gesprächspartner der römisch-katholischen Kirche. In einem Vorgespräch seien bereits mögliche Themenschwerpunkte erörtert worden. Dabei habe sich gezeigt, dass die bisher in den ökumenischen Dialogen praktizierte Methode des differenzierten Konsenses ihre Zeit gehabt habe. Er plädiere dafür, nach anderen Formen oder Wegen des Dialogs zu suchen, die mehr Aussicht auf Erfolg hätten als die Methoden der vergangenen Jahrzehnte.

Goslar / Hannover, 22. Oktober 2007

Udo Hahn