Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft

Thementag auf der 11. Generalsynode der VELKD

Die Hamburger Praktische Theologin, Prof. Dr. Ilona Nord, hat sich vor der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), für ein stärkeres Engagement der Kirche in der digitalen Gesellschaft ausgesprochen. „Es gibt ein allgemeines Bedürfnis nach Kommunikation zu religiösen Themen; gerade das Internet scheint ein gern genutztes Medium hierfür zu sein.“ Zwar sei festzuhalten, „dass die Verbreitung von online-Kommunikationen zunächst weder allein fortschrittsoptimistisch als neues Heilsmittel zu feiern noch als Beschleunigungs- und Entfremdungsmaschinerie zu verteufeln“ sei. Medien zeitigten, wie alle kulturellen Errungenschaften menschlicher Zivilisationen, ambivalente Wirkungen und bedürften der gesellschaftlichen und kulturellen Deutung und Regulierung. Dennoch würden die neuen medialen Möglichkeiten die Kommunikation bereichern, und sollten nicht nur als Verdrängung der face-to-face-Kommunikation begriffen werden. Auch diese sei nicht frei von Ambivalenzen, „sondern wurde und wird häufig als ein Instrument der Kontrolle eingesetzt“. Zudem sei zu beobachten, dass die face-to-face-Kommunikation medial inszeniert werde. „Politikerinnen reisen in Krisenregionen, Regierungschefs treffen sich, um öffentlich zu kommunizieren, dass sie nun ganz dicht dran sind und sich kümmern werden.“

In diesem Zusammenhang stelle sich die Frage, wie die Kommunikation des Evangeliums den gegenwärtigen medialen Bedingungen gerecht werden könne. Das Evangelium sei schon immer an Medien gebunden. „Alle Glaubenserlebnisse basieren auf medialer Vermittlung, sei es durch die Schrift, sei es durch die Sakramente oder sei es durch die Medien der Kommunikation, die mit der Sprache im Gespräch genutzt werden.“ Die evangelische Kirche habe gute Gründe, „Religion(en) in mediatisierten Welten zu entdecken, sie zu ‚teilen‘ und mit anderen Kooperationspartnerinnen und -partnern selbst herzustellen sowie nicht zuletzt sie auch kritisch zu reflektieren und zu beforschen“, so Nord. Tatsächlich sei kirchliches Leben längst von online-Kommunikationen durchzogen, und sowohl in der einzelnen Gemeinde wie auf weiteren Ebenen kirchlicher Organisation seien Internet-basierte Netzwerkstrukturen zahlreich nachweisbar. „Kirchen sind Akteurinnen innerhalb digitalisierter Gesellschaften.“ Von daher sei eine medial ausgerichtete Kommunikation des Evangeliums keinesfalls als Anpassung des Evangeliums an die Gesellschaft zu verstehen.

„Vielmehr liegt hier sowohl für Kirchen als auch für Theologien eine Chance bereit: die eigene Medienkompetenz zu schärfen, sie innerhalb der Wahrnehmung von Kirche und Theologie zu verankern sowie sich auf dieser Grundlage öffentlich relevant für eine lebensdienliche Gestaltung der digitalen Gesellschaft einzusetzen.“

Der Vortrag von Ilona Nord wurde von vier Praxisbeispielen flankiert: das Projekt „Global Young Reformers Network“ des Lutherischen Weltbundes, das ökumenische Projekt Kirche hoch zwei in Hannover bzw. Niedersachsen, der Video-Youtube-Kanal der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern sowie die Vernetzung von Pastoren in der Evangelischen Kirche am La Plata (Südamerika). Am Rande des Plenums bestand die Möglichkeit, sich über den Relaunch der Internetseite der VELKD sowie über das ökumenische Internetprojekt www.2017gemeinsam.de zu informieren.

Hinweis: Weitere Informationen unter www.velkd.de.

Dresden, 7. November 2014

Dr. Eberhard Blanke
Pressesprecher der VELKD